Monday, November 10, 2008

Allerheiligen/Allerseelen und einiges mehr!

Auch wenn die beiden Feiertage wieder eine Woche zurückliegen, würde ich noch gerne erklären was man in hierzu Bolivien macht. Dabei muss man allerdings unterscheiden, was hier Traditon ist und was die Kirche sagt. Wie in vielen Gebieten der Religion vermischt sich während diesen Feiertagen der chrsitliche Glaube mit heidnischen Gebräuchen. Vor allem für die ländliche und indigene Bevölkerung sind die beiden Feiertage extrem wichtig, und traditionellerweise fährt man zu seinem Geburtstort, um die Seelen seiner verstorbenen Verwandten zu treffen.
An was wird also geglaubt?
Laut Aberglaube kehren die "neuen Seelen", also die Seelen der Menschen, die innerhalb der letzten drei Jahre gestorben sind, zu ihren Häusern zurück um ihre Hinterblieben zu besuchen und zu schauen, ob mit ihrem Erbe gut umgegangen wird. Die Verwandten richten zu dieser Gelegenheit einen Altar in ihrem Haus ein. Der Gedenktisch ist meistens reich verziehrt, hat ein Foto des oder der verstorbenen und wird mit Brot, Früchten, Blumen, traditionelle Süßspeisen und einem warmen Essen gedeckt. Damit es den Seelen an nichts fehlt gibts es dazu natürlich auch Cola, Wasser und Singani, den bolivianischen Ur-Schnaps.
Am Abend des ersten Novembers versammelt sich die Familie um den Altar und feiert die Ankunft ihrer toten Verwandten mit Alkohol, Essen und mehr Alkohol.
Am nächsten Tag, Allerseelen (2ter November), geht es dann mit der ganzen Familie zum Friedhof, dort werden weitere Speisen ans Grab gebracht, dazu noch Kleidung. Die Familie trinkt mit allen ihren Freunden und Verwandten auf dem Friedhof weiter. Am Sonntag sind die Friedhöfe alle extremst voll; es herrscht ein buntes Treiben und es wird gefeiert, getanzt, gelacht und vor allem getrunken!
Was nicht fehlen darf während dieser beiden Tage ist "Tantawawa", ein süßes Brot, verziehrt mit einem Gesicht, dass überall gegessen wird. Bei uns zu Hause hatten wir auch einen Altar, aber der fiel im Gegensatz zu anderen, die ich gesehen hab, recht bescheiden aus.
Kommerziell wird Todos Santos, wie wohl jeder Feiertag, auch in Bolivien ausgeschlachtet. In den Supermärkten gab es einen Muster-Gabentisch und alles mögliche Zeug, um den Seelen einen noch herzlicheren Empfang zu bereiten.
Wie schon gesagt, für die indigene Bevölkerung (die wahrscheinlich mit dem Aberglauben angefangen hat), sind diese beiden Tage um einiges bedeutender. Die Kinderfrau meiner Familie ist eine Woche vorher in ihr Dorf gefahren, weil dort die Feierlichkeiten (und das Saufen) eine Woche vorher anfangen, und ist erst heute, also eine Woche später, zurück gekommen. Somit hat sie ganze zwei Wochen ihren toten Vorfahren gehuldigt.
Montag, nach Todos Santos, waren übrigens alle Schulen und Büros geschlossen - Entwicklungsland hin oder her, wenn ein Feiertag auf einen Sonntag fällt ist auch hier der nachfolgende Montag frei!
Am Dienstag abend, während der Geburtstagsfeier von meinem Gastopa wurden auch hier die Wahlen in den USA verflogt. Die meisten Leute in Südamerika waren für Obama. Obama repräsentiert einfach nicht das vor allem in den Entwicklungslänedr verhasste "White America", viele knüpfen hier ihre Hoffnungen an einen Präsidenten Obama. Das liegt aber auch daran, dass Bush Südamerika fast gänzlich vernachlässigt hat. Dafür haben Chavez und Morales Gesprächsbereitschaft mit Obama angekündigt. Manch einer hier hat den Auftstieg eines Schwarzen mit der Präsidentschaft des Indios Morales verglichen und ersehen schon einen Schulterschluss der beiden, die die Rassengrenzen überkommen haben, aber das wird wohl eher nicht passieren.

Gestern war ich mit ein paar Freunden im neuen James Bond. Hier in Südamerika, vor allem in Chile, hat der Film für Entrüstung gesorgt. Alles, was in La Paz oder in Bolivien spielt in dem Film wurde in Chile gedreht, und da - wie der aufmerksame Blogleser weiß - Bolivien und Chile verhasst sind, ist das eine nicht hinzunehmende Beleidgung. Es gibt nicht wenige Leute in Chile, die deswegen den Film boykottieren wollen.
La Paz ist dabei auch nicht so gut getroffen. Was schonmal gar nicht passt ist, dass die Leute Englisch verstehen und sprechen, außerdem ist das Hotel viel zu sauber. Die Überlandstraße ist erstens geteert und hat zweitens sogar Spurmarkierungen - vollkommen utopisch!
Was aber wirklich gut getroffen worden ist ist der Taxifahrer, der die ganze Zeit über die Regierung flucht - sowas kommt vor. außerdem hat er den originalen Teppich auf seinem amaturenbrett und irgendwelche Heiligenbildchen am Spiegel hängen-
Nach dem Film waren wir noch ein Eis essen. Ein anderer Volontär, der mit Schuhputzern arbeitet, war auch dabei. Während wir also am Prado saßen und uns unterhalten haben, sahen wir einen der Schuputzer, mit dem er arbeitet. Er kam zu uns und wir unterhielten uns. Zu unserer großen Überraschung ist auf einemal eine Kolonne von 6 Panzern an uns vorbei gefahren, die das bolivianische Militär wohl einfach mal ausführen wollte. Was und wohin die an einem Sonntag abend mitten in der Stadt auf der Hauptstraße von La Paz wollten, bleibt wohl für immer ein Geheimnis...
Irgendwann kam dann natürlich die Frage nach Essen oder Trinken, und entschieden uns, ihm was zu kaufen. Als wir aber nichts nach seinem Geschmack und unseren Preisvorstellungen gefunden haben, fragte er uns, ob wir ihm nicht einfach die 5 Bolivianos so geben könnten. Das wollten wir nicht und sagten ihm halb vorwurfsvoll, dass er sich nur Klebstoff zum schnüffeln kaufen wolle. Darauf wühlte er in seiner zerflissenen Jackentashe, zückte eine zerdrückte Flasche Klebstoffe, grinste uns an und sagte:" Glaubt doch nicht ich wäre nicht vorbereitet - Klebstoff hab ich immer bei mir, dafür brauch ich da Geld nicht."
Da ich nicht in diesem Sektor arbeite fand ich das schon irgendwie krass, aber der andere Voluntär erzählte mir, dass man von Glück reden kann wenn es als Betäubung bei Klebstoff oder Coca bleibt....

So, das wars erstmal. Am 23. November mach ich meine erste Reise nach Argentinien, sobald ich meinen Reiseplan fertig lad ich den hoch!