Monday, March 2, 2009

Karneval in Bolivien

Karneval in Bolivien ist eine riesige Sache, und auch hier vermischt sich das spanisch-christliche Kolonialerbe mit vielen einheimischen Traditionen. Wie in aller Welt war letztes Wochenende Karneval, aber es gibt in Bolivien noch eine vielzahl von anderen Festtagen, die vorher und nacher sind.
Im November hat die Karnevalssaison angefangen, allerdings nicht am 11.11 wie in Deutschland sondern am 5. Der Anfang ist immer im November, allerdings wird das Datum irgendwie berechnet, wie genau weiss ich leider nicht. Die Zeit bis zum Rosenmontagswochenende wird mit regelmaessigen sog. "Convites" gefuellt, wahrend denen schonmal die traditionällen Tänze geprobt werden und so langsam auf Karneval eingestimmt wird. Der größte Karneval Boliviens findet in Oruro statt, wo er ursprünglicherweise von den Mineros - Minenarbeiter, zur Ehre ihrer Schutzpatronin, der Virgen de Oruro, gefeiert worden ist. Mit der Zeit ist dieses Motiv in den Hintergrund gerückt und die meisten nutzen den Karneval einfach nur zum Feiern - nur die Leute, die den Tanzgruppen angehören, ziehen ein Wochenende vor Karneval auf Knien in die Kirche ein, um der Jungfrau Ehre zu erweisen.

Die zwei Donnerstage vor Karneval feiert man Compadres und Comadres, eine Tradition die aus Tarija stammt und bis vor einigen Jahren groesstenteils nur von Campesinos, also von der Landbevölkerung gefeiert wurde. Bei Compadres feiern Männer untereinander, und der Compadre ist bester Freund, den man mit der Ernennung eigentlich im Todesfall seine Kinder anvertraut. Comadre ist das Pendant, dass von den Frauen gefeiert wurde. Mit meinen Freunden haben wir auch Compadre gefeiert, aber ohne den Sorgezusatz - wie in den meisten Fällen wird Comadre/Compadre als Entschudligung genutzt, um unter der Woche wegzugehen und zu trinken.

Den eigentlichen Karneval verbrachte ich mit Freunden in Oruro, einer Stadt, die außerhalb der Karnevalstage wirklich nicht viel zu bieten hat. Zu Karneval kommen aber gut und gerne 200.000 Touristen aus dem In- und Ausland, um sich das Spektakel anzusehen. Zu dieser Zeit schnellen alle Preise wahnsinnig in die Höhe, für die Hinfahrt haben wir zum Beispiel statt 15 50 Bolivianos bezahlt, und so sieht es mit fast allem aus - Hotels, Essen, Taxifahrtkosten, etc... Zum Glueck kommt meine Gastmama aus Oruro, so dass wir im Haus ihrer Großeltern umsonst wohnen konnten.
Freitag nachmittag ging es hin und am Abend wurde am Plaza Principal schon gut gefeiert, mit zwei Bühnen, Livemusik und danach einer Umsonst-und-Draußen Feier auf dem Plaza, Bier gab es in rauen Mengen und gefeiert wurde die ganze Nacht.

Samstag fing dann der eigentliche Karneval an. karneval bedeutet hier den Kampf gut gegen Böse, weswegen es als Teufel wie als Engel verkleidete Tänzer gibt.
Der Zug ging durch die ganze Stadt, wobei meine Freunde und ich uns am Plaza Principal auf der Tribune Plätze gekauft haben. An alle Namen der Tänze kann ich mich nicht erinnern, aber unteranderem gibt es die Diablada (mehr Infos http://www.acbev.de/pages/diablada.htm), die mit Teufelsmasken oder als Bären verkleidet durch die Stadt ziehen und DER Tanz des boliviansichen Karnevlas ist, Caporales, die mit Peitschen in der Hand tanzen und an die Nachfahren der spanischen Kolonialherren erinnern, da sie in der Tracht spanischer Wachposten tanzen, Tinkus, Tobas, Inkas, Morenadas und und und...Für Leute die es interessiert gibt es unter http://de.wikipedia.org/wiki/Bolivianische_T%C3%A4nze eine ganz gute Zusammenfassung

Den ganzen Samstag wurde getanzt und gefeiert, wodurch die Stadt leider sehr dreckig wurde - öffentliche Toiletten gab es kaum und die meisten waren so betrunken, dass so ein Detail ihnen sowieso egal war. Ich bin um 5 Uhr morgens langsam nach Hause gegangen, aber die letzte Gruppe von Samstag soll erst um halb 8 mit ihrem Rundgang fertig geworden sein. Nach der letzten Gruppe sind die Musikkapellen alle zum Socavon gelaufen und haben da mit Musik und mehr Tanz "el alba", die Morgendämmerung begrüßt, auch wenn es um 8 schon hell... Umso später es wurde, umso besser wurde der Karneval, weil viele Tanzgruppen mit Bengalischen Feuern getanzt haben oder die Diablada feuerspuckende Masken hatten, außerdem war es extrem lustig, da zu später Stunde nicht nur die Zuschauer, sondern auch Tänzer und Musiker extrem betrunken waren. Einige Tänzer blieben einfach vor den Rängen stehen und tanzten ihren eigenen kleinen Tanz während die Gruppe weiterzog, und einem Freund von mir hielt ein stockbetrunkener Trompeter seine Trompete hin und schrie "Toca vos, Toca vos" (Spiel du, spiel du)...
Das nach Hause laufen war allerdings nicht mehr ganz so schön, weil es einfach viel zu viel unglaublich besoffene gab, die alle wegen meines Aussehens dachten mit mir reden zu wollen, an mir gezerrt haben oder mich beschimpft haben, so dass ich doch froh war als ich zu Hause war. Sontnag war es aber doch schon lustig, durch die Straßen zu laufen, weil es viele Besoffene irgendwo auf der Straße gepennt haben und keine Schuhe mehr hatten - aufgrund der hohen Preise sind viele ohne sich ein Zimmer zu mieten und mit dem Vorsatz durchzumachen angereist, was nicht bei allen geklappt hat - den armen werden dann meistens die Schuhe geklaut...
Karneval ist in Bolivien auch immer mit Wasserbombenwerfen verbunden, was in Oruro ausgiebig gemacht worden ist, in La Paz aber von der Stadtregierung verboten wurde - es herrscht Wassermangel. Die Wasserversorgung hier wird größtenteils von einem Gletscher gesichert, der durch den Klimawandel langsam wegschmilzt, weswegen Wasser gespart werden soll....
Dienstag nach Karneval ist dann noch der Tag der Ch'alla, einer weiteren indigenen Tradition, zu der die Häuser geschmückt werden, die Familie zusammenkommt und gegrillt wird. Ch'alla ist der Dank an Pacha Mama, die Mutter Erde. Hierzu wird in die 4 Ecken eines jeden Zimmers Alkohol, Süßigkeiten und Konfetti oder ähnliches versprüht, damit Pacha Mama das Zimmer/Haus/Büro auch im nächsten Jahr behütet...

Um sich den Karneval zu verbildlichen hab ich Bilder hochgeladen hier... Die ofiziellen Fotos gibt es hier

Tuesday, February 17, 2009

Bolivianische Traditionen

Da ich wirklich lange nichts mehr hier geschrieben habe, wird dieser Einrtrag wohl ein Rundumschlag, der die inzwischen schon lange zurückliegende Weihnachtszeit genauso wie den anstehenden Karneval abdecken wird.
Weihnachten habe ich im Kreise meiner Gastfamilie verbracht. Insgesamt gesehen, hat Weihnachten hier nicht einen so großen Stellenwert wie bei uns in Deutschland. Die Familie kommt zusammen, man isst ein etwas üppigeres Essen und gibt sich dann um Punkt 12 in der nacht vom 24 auf den 25 eine kleine Aufmerksamkeit, auf größere Geschenke wird normalerweise verzichtet. Die beiden traditionellen Gerichte in Bolivien sind zum einen Pavo (Truthahn) oder Picana, eine dicke Suppe mit drei verschieden Fleischsorten. Bei uns gab es das erstere, den meine Gastmama und ich vorbereiteten. Da keiner von uns je Truthahn gemacht hatte, war es zwar ein ein ganz schönes Improvisieren, aber letztenendes ist er wirklich gut geworden. Um Punkt 12 wurde das Radio eingeschaltet und zu den Klängen von "Stille Nacht, heilige Nacht" auf deutsch sich eine frohe Weihnacht gewünscht. Der 25 war wie wohl überall in der christlich geprägten Welt Feiertag, an dem nochmal die Familie zusammenkommt.
Neujahr habe ich mit einigen Freunden mit einer kleinen Reise in den Süden des Landes verbunden. Es ging nach Tarija, die Stadt die vor allem für zwei Sachen bekannt ist: Wein, und die größte Neujahresfeier des Landes. Zu Neujahr verwandelt sich diese Kleinstadt in ein absolutes Mekka für Studenten aus ganz Bolivien und Argentinien, weil man bis zur argentinischen Grenze auch nur einige Stunden braucht.
Die 18 stündige Busfahrt war leider nicht so angenehm, weil die Landstraßen nach Tarija offiziell die schlechtesten des Landes sind, mit den meisten Un- und Todesfällen, was wir am eigenen Leibe erfahren mussten.
Tarija ist aber wunderschön gelegen, in einem hügelligen Grün auf etwa 2000 Meter. Im Umland gibt es eine menge Fluesse und Wasserfaelle, die zum Baden gut geeignet sind.

Um Punkt 12 nachts werden in Bolivien traditionellerweise 12 Weintrauben gegessen, die die 12 Monate des kommenden Jahres repräsentieren. Vor dem Essen jeder Weintraube muss man sich etwas für diesen Monat vornehmen. Statt einem guten Vorsatz macht man sich also hier 12.
Eine andere Tradition ist, an Silvester etwas rotes oder gelbes zu tragen. Rot steht fuer Liebe, gelb fuer Geld - meistens sind es Socken, die benutzt werden, und von denen hat man ja zum Glueck zwei was die Auswahl zwischen den beiden Sachen um einiges einfacher macht...

Am letzten Tag sind wir noch zu einem Naturreservat gefahren, dessen Herzstück ein Wasserfall ist, in dessen Basin man ohne Probleme schwimmen kann. Uns blieb das leider vewaehrt, da nach einer halben Stunde Kraxelei auf einem engen, überwachsenen Pfad uns leider eine Kuh gegenüberstand, an der fuer uns kein Vorbeikommen war...

Am 24. Januar fing in La Paz "La feria de la abundancia" auch Las Alacitas genannt, an. Diese Feria hat verschiedene Namen und noch verschiedenere Geschichten. Mein Gastvater hat mir erklärt, dass dieser Markt auf das 16 Jahrhundert zurückgeht und der indigenen Bevölkerung entstammt. Nach einer Dürreperiode gab es ein sehr fruchtbares Jahr, und deswegen feierte die Bevölkerung dieses Fest des Überflusses. Ein anderer Name der Feria ist "Feria de la virgen de La Paz", und ist dem Bildnis der Gottesmutter von La Paz gewidmet, mit dessen Hilfe die Bewohner der Stadt mit europäischen Wurzeln im Jahre 1781 eine Indiobelagerung zerschlagen konnten.
Heute sind die Alacitas in allen Schichten beliebt und ein weiterer Beweis für das reiche kulturelle Erbe des Landes. Auf der Feria wird vor allem Artesania dargeboten, also kleine Figuren, Häuser und Spielzeuge.
Normerweise kauft man sich eine Miniaturanfertigung einer Sache, die man während des Jahres erreichen will und was nicht fehlen soll - somit gibt es Unidiplome, Häuser, Computer, Geldscheine, Essen, und und und... Aber alles halt als Minimodell. Damit sich diese Sachen verwirklichen, muss man sich diese Miniausgaben von jemanden Segnen lassen, allerdings am 24. Januar um Punkt 12 Nachmittags. Zum Segnen werden die Sachen mit Weihwasser und einer anderen Flüssigkeit besprueht, ueber Rauch geschwenkt während der Priester irgendwelche Formeln auf Aymara murmelt und Kokablätter verbrennt. Mit meiner Familie haben wir die Sachen um Puntk 12 segnen lassen, mal schauen was die Inkamagie so kann....

Diese Woche ist hier in Bolivien Karneval, was vor allem in Oruro groß gefeiert wird. Oruro ist eine Minenstadt mit einem weiteren Marienbildnis als Schutzpatron. Der Karneval entsprang zunächst als Ehrdarbietung an die "Virgen de Oruro", wurde aber mit den Jahren zum größten und buntesten Karnevals Boliviens, für Samstag bis spät in die Nacht und Sonntag traditionelle Tänze vorgeführt werden. Man sagt, dass Bolivien neben Mexico das Land mit der größten folklorischen Tradition in Südamerika ist, deswegen bin ich mal gespannt was mich dieses Wochenende zu erwarten hat....

Wednesday, December 24, 2008

Argentinien

"Ihr wisst schon, dass es heute nacht kalt wird", begrüßt uns ein etwas älterer Bolivianer während einer Pause auf der Fahrt Richtung Grenze, rückt seinen Mantel zurecht und starrt nur ungläubig mein T-Shirt und Tammos dünnen Pullover an. Die 17 stündige Fahrt bis zur Grenze war alles andere als schön. Als wir am Abend in La Paz losgefahren sind, ware wir noch relativ guter Dinge, aber sobald man einige Stunden außerhalb von La Paz ist, sind die Straßen nur noch schlecht und wir wurden allmählich in den Schlaf geschüttelt, bis ein größeres Schlagloch uns unsaft aufschrecken lies. Dazu kommt noch, dass der Herr mit seiner Warnung leider recht behielt.
Während der ersten Stunden war es im Bus so warm, dass die Scheiben beschlugen - auch ohne Klimaanlage wärmten die Insassen samt dem Hühnerpaar, das mitfuhr, den Bus genügend auf. Aber später in der Nacht, als der Bus die serpentinenartigen Schotterwege des andinen Hochgebierges runterkurvte wurde es einfach nur kalt in dem Bus. So kalt, dass mein Reisegefährte Tammo, auch ein Freiwilliger hier und ich garnicht schlafen konnten. Eng zusammengekauert versuchten wir wenigstens etwas schlaf zu bekommen, aber es ging einfach nicht. Wir zitterten wie Espenlaub, bis eine Cholita, die vor uns saß, erbarmen mit uns hatte und uns eine ihrer Decken gab, unter der wir eingemullelt dann auch bald einschliefen-
Die restliche Fahrt bis zur Grenzstadt Villazón verlief relativ ruhig. Zum Glueck, weil das auch anders haette ablaufen koennen. Wie schon gesagt, momentan ist in Suedamerika die Regenzeit hereingebrochen, wovon vor allem der tropische und subtropische Teil des Landes betroffen ist. Dazu gehoert auch der Suedwetsen des Landes, wo Villazón liegt. So kam es, dass wir zweimal anhalten mussten, weil ein Fluss ueber die Ufer getreten ist und die Schotterpiste unterspuelte. "Alle mas aussteigen!" rief man uns von der Fahrerkabine aus zu, und unseren schon ratlosen Gesichter wurden nur ratloser als wir die ueberflutete Strasse sahen. SO standen wir also alle vor dem Bus, und der Busfahrer sagte uns, dass er nicht wisse, ob wir da durchkommen wuerden. Zum Glueck sind die Leute hier in Bolivien recht erfinderisch; so wurde ein am Strassenrand liegender Stock kurzerhand zum Masstab, mit dem erst das Rad gemessen wurde, und danach das Wasser, in dem einer der Busleute ins Wasser wartete und Mass nahm. "Bueno, no está tan profunda! Todos suban! (Naja, is nicht so tief, alles einsteigen) " war zum Glueck die Antwort. So ging es also weiter, bis wir irgendwo im nichts wieder anhalten mussten. Warum?? Wegen Strassenarbeiten. Das erschien mir, dem Zustand der Strasse zufolge, schon etwas unglaubwuerdig. Aber einmal ausgestiegen sahen wir wirklich Planierfahrzeuge auf der Strasse. Aber: keiner hat gearbeitet. Warum also die Verzoegerung? Die Arbeiter befanden sich irgendwo zwischen ausgedehnten Fruehstuck und frueher Mittagspause, und keiner wollte den Weg frei raeumen, weswegen bald 5 oder 6 Busse sich hinter der Planierraupe aufstauten. Nach gut einer Stunde erbarmten sich aber einer der Arbeiter, den Weg zu raeumen. Die anderen Fruehstueckten in aller Seelenruhe weiter.
So kamen wir nach gut 20 Stunden Fahrt endlich an der Grenze an, ueberquerten eben diese zu Fuss und suchten unseren Bus. La Quiaca, so heisst die Stadt auf argentinischer Seite, ist noch recht bolivianisch. Aber alleine dem Bus sah man an, dass wir in einem weiterentwickeltem Land waren: ein Doppeldecker, mit Kaffee und Saftspender, Fernseher der funktioniert, Licht am Sitz das funktioniert, und sogar ein Klo. Luxus pur: da gab es sogar Seife!!!
Am Abend ging es dann los - eine Fahrt durch die endlosen Weiten der argentinischen Pampa, die nur manchmal durch Polizeikontrollen unterbrochen wurde. Als Europaer hat man bei diesen einen vorzueglichen Status, was mich schon etwas ueberrascht hat. Bei jeder Kontrolle kamen zwei Polizisten rein, die die Papiere nachschauten. Die Bolivianer mussten alle aussteigen, mit Handgepaeck, Tammmo und mir wurde nichts gesagt. Aus Neugier stiegen wir aus und sahen, wie mit Akribie das Gepaeck der anderen Mitfahrer gefilzt wurde. Auf meine Frage, ob ich mein Handgepaeck auch holen sollte, schuettelte der Polizist nur den Kopf, winkte mich aber dafuer zum Kofferstauraum rueber, fragte mich, welcher Rucksack meiner sei. Ich sagte es ihm, und er ordnete seinem Kollegen an, alle Gepaeckstuecke rauszuholen - ausser den von Tammo und meinen! So hatten wir also gar keinen Stress, kamen undurchsucht durch alle Kontrollen, waehrend ein junger Bolivianer leider seine Saecke mit Cocablaettern wohl nicht mehr wieder sieht...
Am naehcsten Tag, und nach fast 2 Tagen Fahrt, kamen wir in Cordoba an - und am Terminal warteten auch schon Andy und Mischa, beide FSJler aus Paraguay, mit denen wir den Urlaub verbringen wuerden. Unser Hostel war super - mitten in der Stadt. Vom Stadtbild und vom Verkehr ist der Unterschied zwischen Argentinien und Bolivien gewaltig. Aus gewohnheit lief ich ueber rote Ampeln, um irgendiwe die Strasse zu ueberqueren. Aber: Die Argentinnier halten sogar an Zebrastreifen, was mich am anfang arg ueberrascht hat, aber eigentlich recht praktisch war. Argentinien an sich ist recht teuer, also fuer meine Verhaeltnisse, weil die Preise sich zum Teil nicht von deutschen unterscheiden. Cordoba ist superschoen, hat viele Plaetze, Fusgaengerzonen und Parks, und vor allem ein europaeisches Flair. Cordoba ist vor allem fuer zwei Sachen beruehmt, seine Universitaeten und Che Guevara. "El Che" ist ueberall praesent, da er in der naehe Corodobas aufgewachsen ist und die Leute maechtig Stolz auf den beruehmtesten Sohn der Stadt sind. Ausser uns die Stadt anzugucken und zum Che-Museum zu fahren (sein frueheres Haus, das zum Museum gemacht wurde) haben wir nicht viel gemacht. DAS lag zum einen daran, dass wir Donnerstag den heissesten Fruehlingstag in Cordoba seit 50 Jahren hatten - und die Tage danach nur Regen. Und, was wohl mehr ausgemacht hat, ist die Ausgehmentalitaet der Argentinier. Discos oeffnen nicht vor halb ein oder 2 in der Frueh, und richtig voll wird es erst ab drei. Deswegen wurde die Abende lang und moegliche Morgenaktivitaeten eher auf den Nachmittag verschoben. Und es sind nicht nur die Juengeren, die ihren Rhythmus so haben. Am Freitagabend waren am Hauptplatz der Stadt Boxen aufgestellt, Tango wurde gespielt und jeder der wollte hat getanzt. Als wir um drei wieder an dem Platz vorbei kamen, tanzten auch zum Teil noch Rentner laessig ihren Tango!
Naechste Station auf unserer Tour war Rosario, das Wetter besserte sich bald, so dass man wieder gut mit kurzer Hose und T-Shirt rumlaufen konnte. Rosario ist eine typisch argentinische Stadt, die von touristen weitgehend verschont bleibt. Hier legten wir zwei Tage Pause ein, und Mischa und Ich schauten usn die Uni an - Rosario ist auch eine absolute Universitaetsstadt, hat einen Fluss und ein Denkmal fuer die gefallen Marinesoldaten des Landes. Am Denkmal sind ausserdem superviele Gedenktafeln an den Falkland-Krieg aufgestellt. Wir erinnern uns: Die Falkland-Inseln liegen vor der Kueste Argentiniens, sind aber englische Hoheitsgebiet. Als Argentinein sich anmasste, sie sich einzuverleiben, schmiss Grossbritannien kurz mal ihre KRiegsmaschienerie in Gang und bezwang die argentinischen Streitkraefte im Nue. Das haben die Argentinier aber nicht vergessen und fordern offen "ihre" Inseln. Lustigerweise gibt es auf den Inseln ast nur Schafe - die Briten, die da Leben, kriegen Geld von der brittischen Regierung, um da zu bleiben. Aber anscheinend geht es um Prinzip - Argentinien macht am Rande jedes internationales Gipfles ihren Anspruch auf diese Inselgruppe deutlisch, was vor allem von der Presse hochgejubelt und gefeiert wird. Nur die Englaender interessiert es nicht wirklich!

Von Rosario ging es dann auf zu unseren letzten Etappe unsere Argentinien-Tour: Buenos Aires!!!!!! Andy war schon einige Tage vorher in die Stadt der guten Luft gefahren, um sich Fussballspiele von Boca und River anzuschauen. Leider wurde er von einem Zigeuner, wie er selbst sagte, abgezogen. Vor dem Stadion wollte er sich eine Karte kaufen, weil die Parite ausverkauft war. Schlussendlich fand er auch jemanden, der gewillt war, seine Karte zu verkaufen. Andy lies sich die Karte zeigen und wollte bezahlen, doch der Herr Zigeuner wollte das Geld nicht in der Menschenmenge annehmen, weswegemn sie einige Schritte abseits gingen. Andy bezahlte, und der Typ find an, wegzugehen, zu traben, und zu rennen. Der verdatterte Andy schaute auf sein Ticket und hielt eins von einem Spiel im Mai in der Hand...

Buenos Aires ist unglaublich schoen, unglaublich gross und unglaublich europaeisch. Ueberall gibt es Cafés und Strassenstaende und die Architektur der Haeuser erinnert eher an Paris als an Suedamerica.
Am zweiten Tag fanden wir ein superhostel, super gelege und vor allem superbillig. Was wir nicht wussten ist, dass es von einem israelischen Ehepaar gefuerht wurde, und fast alle Angestellten Israelis sind (die meisten Gaeste auch, weil es kosheres Essen gibt). Wir haben uns schon ein bisscchen ueber die feuerroten Haare der Rezeptionistin gewundert, aber wirklich bemerkt haben wir es erst spaeter. Die Menuekarten waren alle auf hebraeisch - komisch, aber verstanden haben wir es erst spaeter.
Ich fragte die Barfrau auf Spanisch, die sich gerade mit einem anderen Gast unterhielt, wo die Gaetsekueche sei. Sie verstand von dem was ich sagte kein Wort, aber der andere Gast schon und antwortete mir in einer Sprache, die ich fuer ein komsches Spanisch hielt. Mischa, der Austauschschueler in Brasilien war, erkannte es aber als Portugisisch, wiederholte meine Frage, die daraufhin vom Gast ins Hebraeische uebersetzt und and die Barfrau gerichtet wurde. Sie schaute verdutzt an und fragte mich in Englisch "warum fragst du das nicht gleich??!" Nachdem uns aber einmal klar wurde, dass man mit dem Personla eher Englisch als Spanisch sprechen muss, gab es keine weiteren Probleme.

In Buenos Aires haben wir viel gemacht, weswegen ich nur die Sachen kurz beschreiben werde.
- La Boca, das Viertel von Boca Junior, dem, beruehmtesten und erfolgreichsten Fussbalclub der Welt. Hier sind die Haeuser alle bund angemalt und an jeder Ecke wird Tango getanzt, es ist aber sehr touristisch, trotzdem scheon
- Puerto Madero, der neue Hafen von Buenos Aires. Auf einer ehemaligen Muelldeponie erbaut sind hier neben dem neuen Yachthafen vor allem teuere Wohnhaeuser. Sehr schoen. An einem Abend haben wir mit Leuten aus dem Hostel hier auf einer "Cancha" Fussball gespielt - Englaender, Inder, Australier, Israelis, Kolumbianer, Chilenen und Andy und ich als Deutsche. Hat wirklich Spass gemacht, nur die Verstaendigung war manchmal schwierig...
-Palermo, das Little Italy in BsAs. Hier gibt es einen Haufen Restaurants, einen Zoo und einen botanischen GArten, ist aber auch ein schoenes Wohnviertel. Hier habe ich ausserdem das beste Steak meines Lebens gegessen. Das Steak wurde ohne Beilagen serviert, einfach nur ein riesiger Brocken Fleisch. Aber so zart, dass man fast nicht kauen brauchte... Einfach nur unglaublich!
- La Recoleta, der Heldenfriedhof Argentiniens. Ein riesiger Komplex mit Mausoleen aller moeglicher wichtiger Leute. Herausragend is wohl das Grab von Eva Perón, besser bekannt als Evita, der argentinischen Praesidentengattin, die in den Slums und Armenvierteln von Buenos Aires half und so die Herzen ihrer Mitbuerger gewann.
-El Centro, die Innenstadt mit Obelisk und Prachtmeilen. Sehr schoen, aber sehr europaeisch. An jeder Ecke tanzen Paare Tamgo, es gibt Strassenmusiker und Cafés... Sehr schoen!

Highlight unseres Aufenthalts war auf jedem Fall die groesste Tango-Show der Welt. Auf vier Buehnen entlang der Avenida de Mayo zeigten die besten Tangopaare ihr koennen. Unser absolutes Glueck war, dass die Hauptbuehne direkt vor unserem Hostal war und wir vom Balkon im vierten Stock eine fantastische Sicht hatten. Tango ist sowieso DER Tanz in Buenos Aires, als Bewohner der Stadt kein Tango zu beherrschen ist schon fast ein Frevel....

Argentinien generell ist viel weiter entwickelt als Bolivien. Man sieht es in allen Lebenslagen, an den Haeusern, Strassen, Autos, Menschen... Die Weltwirtschaftskrise spielt hier auch eine Rolle, wohingegen in Bolivien hoechstens mal eine Randnotitz in der Zeitung erscheint. Es gibt aber auch Armut, die uns vor allem wieder durch Strassenkinder bewusst wurde. Wir liefen vor dem Obelisken entlang und hatten alle Eis in der Hand, gingen an einer Gruppe "Klefeos", Klebstoffschnueffler vorbei, die mit grosser Sicherheit wohl auch auf der Strasse leben. Sie sehen uns mit unserem Eis, einer steht auf, geht uns hinter her und sagt "Gib mir dein Eis". Ich sag natuerlich nein, und der Zwerg baut sich vor mir auf und greift unter sein T-Shirt, droht mir, mich abzustechen. Sein T-Shirt war aber so eng, dass man sehen konnte, dass er da nichts hatte. unbeeindruckt gingen wir weiter, da versucht der Zwerg, uns das Eis aus der Hand zu reissen... Das dreisteste, was ich bis jetzt in dieser Hinsicht hier gesehen hab!
Wenn man sonst in Argentinien ist muss man Mate trinken (aus ihren Matebechern) und vor allem Alfajores essen - argentinisches Suessgebaeck, von denen wir uns fast ausschliesslich ernaehrt haben! Im grossen un ganzen ging die Fahrt superschnell vorbei und es hat alles gut geklappt. Nur die Rueckfahrt war aetzend, weil ich aus Buenos Aires direkt nach La Paz gefahren bin, wofuer ich 55 Stunden gebraucht hab.
Bei meiner Ankunft in La Paz war es kalt und regnerisch, ganz anders als im cheon warmen Argentinien. Auf der Suche nach einen Taxi, dass mich nach Hause faehrt, wurde mir gesagt, dass das Zentrum wegen eines Streiks impassierbar sei. Nur mit einem Aufpreis konnte ich schliesslich einen Taxifahrer finden und mir wurde klar, dass ich wieder zu Hause bin!

Wednesday, December 10, 2008

Reise zum Lago Titicaca

Ich habe schon lange nichts mehr geschrieben, wie mir gerade auffaellt, was aber daran liegt, dass ich mir die Freiheit genommen habe und ein bisschen durchs wunderschone Suedamerika gereist bin. Gestern bin ich erst aus Buenos Aires zurueck gekommen und werde in den naechsten Tagen meinen Blog ein bisschen aktualisieren.
Die erste Reise habe ich Ende November gemacht, aber nicht nur zum Spass, versteht sich. Mit dem AFS hatten wir unsere Actividad Nacional, zu der alle Austauschschueler und Freiwillige, die momentan in Bolivien sind, eingeladen wurden. Ich bin allerdings als Betreuer mitgefahren, was aber nicht weiter gestoert hat.
Die Actividad ist leider schlecht gestartet, da es alleine von der logistischen Seite einiges zu organisieren gab, da alle Schueler aus allen Winkeln Boliviens nach La Paz gekommen sind. Leider fand am genau an jenem Freitag, als alle ankamen, mal wieder eine Demonstration statt, so dass fast alle Zufahrtswege zum Busterminal gesperrt waren. Alleine einen Taxifahrer, der gewillt war, mit uns die Schueler abzohlen zu finden, war schwierig und gelang schlussendlich nur mit der Ueberzeugungskraft von 10 Bolivianos. Waehrend des normalerweise 10 minuetigen Weges sind wir ins 2 Auffahrunfaelle geraten, die wenig Schaden an den Autos hinterlassen , uns aber viel Nerven gekostet haben. Bei einem Stand ein Polizist genau daneben, so dass wir die beruehmte bolivianische Buerokratie ueber uns ergehen lassen mussten. Warum demonstriert wurde weiss ich nicht, aber meistens wissen das sowieso die wenigstens...

Samstag morgen ging es dann los, erstmal anch Copacabana, ein Dorf, dass direkt am Lago liegt. Die Copacabana in Brasilien wurde uebrigens nach diesem Oertchen benannt, worauf die Einheimischen unheimlich stolz sind. Copacabana ist beruehmt fuer seine Kirche, fuer seine Autotaufen (von denen wir einige gesehen haben), und ist Abfahrtsort der Schiffe zu der Isla del Sol und der Isla de la Luna, den beiden beruehmtesten Inseln des Titikakasees.

Die Ueberfahrt zur Isla del Sol hat gute drei Stunden gedauert, da der See wirklich unglaublich gross und beeindruckend ist. Aber die Zeit hat sich gelohnt; auf der Isla de Sol befindet sich eine der aeltesten Relikte aus der Inkazeit, und zwar eine Tempelanlage mit Opferstaette. Der Legende nach wurde der erste Inka Manco Capac von Inti, dem Sonnengott, auf dieser Insel geschaffen. Als Wiege der Menschheit von den Inkas verehrt wurden hier Menschenopfer in Form von Jungfrauen dargebracht, und dafuer eine labyrinthartige Tempelanlage errichtet, die heute zwar verfallen aber in den grundzuegen noch gut zu erkennen ist. Eine weitere Legende besabgt, dass eines Tages die Sonne verschwand, und die Bewohner der Kueste des Titikakasees sich dies so erklaerten, dass sie in einer Schlucht auf der Isla del Sol verschwand und nur mit der Hilfe von Inti wieder in den Himmel aufgestiegen ist; daher vielleicht der Name Sonneninsel.
Auf der Isla del Sol gibt es ausserdem ein Aymaradorf, in dem wir die Nacht verbrachten. Vom Bootsanleger bis dahin duften wir von einem Dorfberwohner angeführt, eine gute halbe Stunde über die Insel kraxeln, was einigen nicht gut bekommen sit, da sie nicht an die Höhe gewöhnt waren. Die Menschen im Dorf leben recht einfach (aber durch den Tourismus besser), aber durch die Entfernung vom Festland fehlt es an Elektrizitaet und Wasser, da alles entweder auf der Insel generiert oder per Boot und spaeter per Lama ins Dorf gebracht wird. Heißt also, weder Dusche (was nicht weiter schlimm war bei einer Nacht) noch Klospülung (was die Sache wieder anders aussehen lässt). Die meisten Leute sprechen dort nur Aymara, weswegen wir trotz Spanischkentnissen eher mit Haenden und Fuessen uns verstaendigen mussten.

Am Sonntag fuhren wir von denr Isla del Sol zu der Isla de la Luna, die Schwesterinsel, auf der eine weitere Tempelanlage errichtert worden ist, die allerdings besser erhalten ist. Wie der Name schon sagt, ist diese Insel dem Mond als gegenueber zur Sonne gewidmet. Viracocha, eine andere Inkagottheit, soll von hier den Mond heruafbeschworen haben.
Zum Abschluss der Reise sind wir noch eine Runde im eiskalten See geschwommen, was sich zum einen gelohnt und zum anderen ein schoener Abschluss war.

Morgen lad ich mal ein paar Fotos hoch; ausserdem schreib ich ein bisschen was ueber die Argentinienreise.

Monday, November 10, 2008

Allerheiligen/Allerseelen und einiges mehr!

Auch wenn die beiden Feiertage wieder eine Woche zurückliegen, würde ich noch gerne erklären was man in hierzu Bolivien macht. Dabei muss man allerdings unterscheiden, was hier Traditon ist und was die Kirche sagt. Wie in vielen Gebieten der Religion vermischt sich während diesen Feiertagen der chrsitliche Glaube mit heidnischen Gebräuchen. Vor allem für die ländliche und indigene Bevölkerung sind die beiden Feiertage extrem wichtig, und traditionellerweise fährt man zu seinem Geburtstort, um die Seelen seiner verstorbenen Verwandten zu treffen.
An was wird also geglaubt?
Laut Aberglaube kehren die "neuen Seelen", also die Seelen der Menschen, die innerhalb der letzten drei Jahre gestorben sind, zu ihren Häusern zurück um ihre Hinterblieben zu besuchen und zu schauen, ob mit ihrem Erbe gut umgegangen wird. Die Verwandten richten zu dieser Gelegenheit einen Altar in ihrem Haus ein. Der Gedenktisch ist meistens reich verziehrt, hat ein Foto des oder der verstorbenen und wird mit Brot, Früchten, Blumen, traditionelle Süßspeisen und einem warmen Essen gedeckt. Damit es den Seelen an nichts fehlt gibts es dazu natürlich auch Cola, Wasser und Singani, den bolivianischen Ur-Schnaps.
Am Abend des ersten Novembers versammelt sich die Familie um den Altar und feiert die Ankunft ihrer toten Verwandten mit Alkohol, Essen und mehr Alkohol.
Am nächsten Tag, Allerseelen (2ter November), geht es dann mit der ganzen Familie zum Friedhof, dort werden weitere Speisen ans Grab gebracht, dazu noch Kleidung. Die Familie trinkt mit allen ihren Freunden und Verwandten auf dem Friedhof weiter. Am Sonntag sind die Friedhöfe alle extremst voll; es herrscht ein buntes Treiben und es wird gefeiert, getanzt, gelacht und vor allem getrunken!
Was nicht fehlen darf während dieser beiden Tage ist "Tantawawa", ein süßes Brot, verziehrt mit einem Gesicht, dass überall gegessen wird. Bei uns zu Hause hatten wir auch einen Altar, aber der fiel im Gegensatz zu anderen, die ich gesehen hab, recht bescheiden aus.
Kommerziell wird Todos Santos, wie wohl jeder Feiertag, auch in Bolivien ausgeschlachtet. In den Supermärkten gab es einen Muster-Gabentisch und alles mögliche Zeug, um den Seelen einen noch herzlicheren Empfang zu bereiten.
Wie schon gesagt, für die indigene Bevölkerung (die wahrscheinlich mit dem Aberglauben angefangen hat), sind diese beiden Tage um einiges bedeutender. Die Kinderfrau meiner Familie ist eine Woche vorher in ihr Dorf gefahren, weil dort die Feierlichkeiten (und das Saufen) eine Woche vorher anfangen, und ist erst heute, also eine Woche später, zurück gekommen. Somit hat sie ganze zwei Wochen ihren toten Vorfahren gehuldigt.
Montag, nach Todos Santos, waren übrigens alle Schulen und Büros geschlossen - Entwicklungsland hin oder her, wenn ein Feiertag auf einen Sonntag fällt ist auch hier der nachfolgende Montag frei!
Am Dienstag abend, während der Geburtstagsfeier von meinem Gastopa wurden auch hier die Wahlen in den USA verflogt. Die meisten Leute in Südamerika waren für Obama. Obama repräsentiert einfach nicht das vor allem in den Entwicklungslänedr verhasste "White America", viele knüpfen hier ihre Hoffnungen an einen Präsidenten Obama. Das liegt aber auch daran, dass Bush Südamerika fast gänzlich vernachlässigt hat. Dafür haben Chavez und Morales Gesprächsbereitschaft mit Obama angekündigt. Manch einer hier hat den Auftstieg eines Schwarzen mit der Präsidentschaft des Indios Morales verglichen und ersehen schon einen Schulterschluss der beiden, die die Rassengrenzen überkommen haben, aber das wird wohl eher nicht passieren.

Gestern war ich mit ein paar Freunden im neuen James Bond. Hier in Südamerika, vor allem in Chile, hat der Film für Entrüstung gesorgt. Alles, was in La Paz oder in Bolivien spielt in dem Film wurde in Chile gedreht, und da - wie der aufmerksame Blogleser weiß - Bolivien und Chile verhasst sind, ist das eine nicht hinzunehmende Beleidgung. Es gibt nicht wenige Leute in Chile, die deswegen den Film boykottieren wollen.
La Paz ist dabei auch nicht so gut getroffen. Was schonmal gar nicht passt ist, dass die Leute Englisch verstehen und sprechen, außerdem ist das Hotel viel zu sauber. Die Überlandstraße ist erstens geteert und hat zweitens sogar Spurmarkierungen - vollkommen utopisch!
Was aber wirklich gut getroffen worden ist ist der Taxifahrer, der die ganze Zeit über die Regierung flucht - sowas kommt vor. außerdem hat er den originalen Teppich auf seinem amaturenbrett und irgendwelche Heiligenbildchen am Spiegel hängen-
Nach dem Film waren wir noch ein Eis essen. Ein anderer Volontär, der mit Schuhputzern arbeitet, war auch dabei. Während wir also am Prado saßen und uns unterhalten haben, sahen wir einen der Schuputzer, mit dem er arbeitet. Er kam zu uns und wir unterhielten uns. Zu unserer großen Überraschung ist auf einemal eine Kolonne von 6 Panzern an uns vorbei gefahren, die das bolivianische Militär wohl einfach mal ausführen wollte. Was und wohin die an einem Sonntag abend mitten in der Stadt auf der Hauptstraße von La Paz wollten, bleibt wohl für immer ein Geheimnis...
Irgendwann kam dann natürlich die Frage nach Essen oder Trinken, und entschieden uns, ihm was zu kaufen. Als wir aber nichts nach seinem Geschmack und unseren Preisvorstellungen gefunden haben, fragte er uns, ob wir ihm nicht einfach die 5 Bolivianos so geben könnten. Das wollten wir nicht und sagten ihm halb vorwurfsvoll, dass er sich nur Klebstoff zum schnüffeln kaufen wolle. Darauf wühlte er in seiner zerflissenen Jackentashe, zückte eine zerdrückte Flasche Klebstoffe, grinste uns an und sagte:" Glaubt doch nicht ich wäre nicht vorbereitet - Klebstoff hab ich immer bei mir, dafür brauch ich da Geld nicht."
Da ich nicht in diesem Sektor arbeite fand ich das schon irgendwie krass, aber der andere Voluntär erzählte mir, dass man von Glück reden kann wenn es als Betäubung bei Klebstoff oder Coca bleibt....

So, das wars erstmal. Am 23. November mach ich meine erste Reise nach Argentinien, sobald ich meinen Reiseplan fertig lad ich den hoch!

Tuesday, October 21, 2008

Polizei, Krankheit und der Marsch der 300.000

Am Freitag abend habe ich die volle Strenge des bolivianischen Gesetztes kennen gelernt. Dabei ist mir zu gute gekommen, dass ich bei einer Familienfeier der Gastfamilie meines Zivikollegen Kai den Mayor der Polizeistreitkräfte der Zone "Centro" von la Paz kennen gelernt habe, der ein guter Freund von Kais Familie ist. In weiser Vorraussicht hat er mir damals seine Nummer gegeben und mir eingeschärft, dass dieses Telefon immer erreichbar sei und bei Problemen jeder Art bitte anzurufen ist. Das hat am Freitag abend wirklich geholfen.
Am Freitag waren Kai und ich zusammen mit Andres und einigen seiner Freunde auf einer Feier im Süden der Stadt. Eintritt hat aufgrund ausländischer DJs ganze 50 Bolivianos gekostet, was ungeheuer viel ist. Die getränkepreise waren dementsprechend gepfeffert. Deswegen haben wir uns entschlossen, lieber noch etwas in einer Tienda, einem Tante-Emma-Lädchen zu trinken zu kaufen. Auf dem Weg zurück zur Fiesta, genauer, genau vor eben jener Tienda, liefen uns zwei Gesetzeshüter über den Weg, die ihre nächtliche Patroullie liefen und uns auch prompt ansprachen. Man muss wissen, dass der Alkoholkonsum auf öffentlichen Plätzen in Bolivien verboten ist. Normalerweise verfährt die Polizei wie folgt: die ganz strengen Polizisten kippen das Bier aus, die weniger strengen nehmen es mit um sich selber den abend zu versüßen und manche trinken einen Becher mit, sprechen augenzwinkernd eine Warnung aus und gehen weiter. Am Anfang sah es bei uns so aus, als wären wir an die Gruppe zweiter Art gestoßen. Sie erklärten uns also nach der Flasche greifend, dass wir eine Ordnungswiedrigkeit begangen hätten und man eine Lösung finden müsse. Der eine guckte uns alle einmal an, während der andere sich schon auf den Weitermarsch vorbereitete, als seine Blick bei mir hängen blieb - "Momentmal, woher kommst du?" "Aus Deutschland." "Aha, also ein Ausländer. Das verändert die Situation natürlich gewaltig..." Von anfang an war klar, dass er einfach versuchte mehr für sich aus der Situation herauszuschlagen. Deswegen durften wir uns einen Sermon darüber anhören, dass man als Gast sich an die Gesetze zu halten hat, wobei das gleiche Vergehen meiner bolivianischen Freunde hier total in den Hintergrund rückte. Ob ich meinen Reisepass bei habe, wollte er wissen - "natürlich nicht! Wäre ja auch fahrlässig, aber einen Ausweis meines Arbeitgebers, den habe ich mit." "Ah, ja". Skeptisch mussterte er also meine AFS Karte, die mich eigentlich bis jetzt immer genügend ausgewiesen hat und aus der klar wird, dass ich mich hier legal aufhalte. "Das reicht nicht, ich glaube, wir müssen eine Patroulle rufen!" Auch das noch!!! Mit Engelszungen redeten wir auf ihn ein, erfragten vorsichtig, ob man das nicht auch anders regeln könne, doch jedes Angebot schlug er aus, während sein Kollege eher passiv zusah. Kurze Zeit später diskutierten die Bolivianer mit dem strengeren der beiden, der unbedingt eine Patroulle rufen wollte, während ich den etwas passiveren bekniete. Sie blieben hart, obwohl wir doch "alle Freunde sind und das wie Freunde regeln sollten", oder "Sie das Gesetz sind und wir das Gesetz respektieren, und wir auch gerne dem Gesetz mit einem kleinen Geschenk aushelfen würden". Schlussendlich erinnerte Kai sich an den Freund seiner Familie, den Mayor. Ich sprach gerade - oder immernoch - mit dem passiveren, als Kai mich daran erinnerte, dass ich eben jene Nummer hab. So sagte ich zu ihm:"Wir können Beweisen, dass wir hier legal sind. Wir sind Freunde vom Mayor C....". "Ihr kennt den Mayor vom Zentrum?" "Ja, und den können wir anrufen, aber er wird sich nicht sehr darüber freuen...." Andrés merkte, dass der strenge Arm des Gesetztes zu wanken begann, schüttelte ihm die Hand und sagte "vergessen wir das doch einfach", nicht ohne ihm ein 50 Bolivianoschein in die Hand zu drücken. Nach einer knappen Stunde voller lebhafter Diskussion gingen die beiden Polizisten, um je 2,50 Euro reicher, weiter, und wir endlich zurück!
Samstag morgen bin ich zum Einkaufen zum Markt gegangen. Leider ging es mir garnicht gut, nach 7 Wochen hab ich mir anscheinend zum ersten Mal gehörig den Magen verdorben. Eigentlich gehe ich total gerne zum Markt, weil er einfach nur unglaublich ist. Cholas, die in ihren Fruchtbergen sitzen und jedem Vorbeigehenden ihre Ware anbieten. Die Kohlefrauen, die auf alten Jutesäcken Holzkohle in der Sonne zum trocken ausbreiten oder sie zum Verkauf portionieren. Es ist einfach nur eine Vielfalt an verschieden Ansichten und Gerüchen. Leider waren es vor allem die Gerüche, die mir etwas zugesetzt haben; Fisch, der ungekühlt natürlich auf einem Plastiktisch in der Sonne vor sich hingammlt, Metzger, die ein halbes Rind auf ihrem Rücken über den Markt schleppen, und dazwischen immer wieder Straßenhunde, die versuchen sich etwas Essen zu stehlen oder in den Abfällen rumwühlen. Am schlimmster war das "Fleischerhaus", wo die meisten Metzger ihre Geschäfte haben und auch schlachten. Es hat gestunken, überall auf den Theken lagen alle möglichen Stücke von Rind, Schwein oder Schaf, ein Rinnsal von Blut und Abfall suchte seinen Weg aus dem Schlachtraum zum Ausguss, der leider in der Mitte der Verkaufshalle war und somit von allen Leuten passiert wurde, dazwichen immer wieder Fliegen und vor allem Straßenhunde, die aber von den Metztgern vertrieben wurden... nicht wirklich appetitlich, und zu allem überfluss haben wir auch noch ein Rinderherz gekauft, um Anticucho zu machen, was eignetlich total lecker ist, aber in dem moment nicht gerade meinen Appetit anregte sondern eher das gegenteilige förderte...
Am Nachmittag ging es mir etwas besser, also sind Kai und ich zum Oktoberfest in La Paz gegangen, dass vom deutschen Club organisiert wurde. Kurz nach Ankuft meldete sich mein Bauch wieder, so dass ich es da nicht wirklich genossen habe. Das ganze Fest war stilecht gehalten, wirkte aber total surreal weil sich um uns herum die Anden um La Paz erstreckten. Immerhin traf ich den Herrn der deutschen Botschaft, mit dem ich im letzten Monat wegen der Visa zusammengearbeitet habe, wie er in Lederhosen und Bayernhut zu Blasmusik seinen Bierkrug schwänkte...
Sonntag hab ich das Bett gehütet, inzwischen geht es meinem Magen auch viel besser. Was sich sonst noch so ereignete, hat glaube ich auch seinen Weg in die deutschen Nachrichten gefunden: Vor rund einer Woche sind meist Leute der indigenen Bevölkerungsgruppen zu einem Marsch auf La Paz aufgebrochen, um ihre Unterstützung für Evo Morales und die neue Verfassung kund zu tun. Der Marsch wurde von der Regierung organisiert, und manch einer hier sagt, dass die Regierung jeden einzelnen Mitläufer entlohnt hat. Fast eine Woche liefen die Leute aus dem Süden des Landes Richtung La Paz, und je nach angaben sollen sich zwischen 100.000 und 300.000 Menschen angesammelt haben. Während der letzten Woche wurde berichtet, dass es erhebliche Ernährungsprobleme gab während des Marsches.
Gestern erreichte der Marsch La Paz und wurde für die letzten 50 Kilometer von Morales persönlich angeführt, der die Menschenmenge zum Plaza Murillo vor das Parlament lenkte, wo eine Kundgebung stattfand. Genaueres findet ihr hier http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3728548,00.html.
Für mich bedeutet das nur, dass ich abends nicht in Centrum soll, weil die MASisten Gringos wie mich nicht gerade mögen, weil wir halt ihr Freindbild verkörpern. Bis jetzt ist zwar alles ruhig, aber sie haben ihrern Erfolg gefeiert und Betrunkene will ich auch nicht provozieren. Mein Gastvater, der nahe des Plaza Murillo arbeitet, ist heute ohne Anzug zur Arbeit gegangen, weil die MASisten auch die Mittelschicht für ihre Misere verantwortlich machen, und zur Mittelschicht gehören pauschal alle Anzugsträger. Außerdem gab es heute morgen kein Brot zu kaufen; mehr als 100.000 Leute müssen schließlich auch irgendwie ernährt werden!!

Thursday, October 16, 2008

"Dienstreise" nach Chile

Am Montag nachmittag bin ich von meiner ersten kleineren Reise zurückgekommen. Sie führte mich in die wunderschöne Küstenstadt Arica nach Chile. Warum dienstlich?? Weil Bolivien seine Visabestimmungen unglaublich verschärft hat und deswegen fast alle, weder Freiwillige noch Austauschschüler hier, kein Visum haben.
Zu den neuen Bestimmungen, neben dem deutschen Führungszeugniss und allen möglichen anderen Dokumenten in den verschiedensten Formen und Sprachen, gehört auch ein internationales polizeiliches Führungszeugnis, dass man sich bei Interpol abholen kann. Letzte Woche war ich deswegen bei Interpol, und ich kam mir vor wie in einem Film der irgendwo in Kuba spielt und auch eine Szene in einem Regierungsgebäude enthält.
Interpol ist mitten in der Stadt nahe dem Plaza Murillo, in einem weißgetünchten, holzverkleidetem dreistöckigen Flachbau, schön vor einem kleinen Plaza mit Palmen gelegen. Bei Reingehen begrüßte mich ein freundlicher, aber gelangweilt dreinschauender Polizist der Nationalpolizei, in seiner grünen Uniform mit schwarzer Krawatte und streng zurückgekämmten Scheitel. Ich wurde von der Pforte in die Büroräume geschickt, und die waren wirklich unglaublich klassisch. Im Warteraum stand eine alte, rote, durchgesessen Coutsch, auf der sich andere Ausländer geduldeten, bis man zur Personalaufnahme aufgerufen wird. An der Decke surrte ein Ventilator, die großen, in schweren Holzrahmen eingelassenen Fenster standen offen und im Warteraum vermischten sich somit die Stimmen der Beamten mit den Geräuschen des Verkehrs und dem Klackern der Schreibmaschienen. Einmal aufgerufen saß ich einem freundlich dreinblickenden, untersetzten Bolivianer gegenüber, der nach der Begrüßung sich aufrecht auf seinen abgewetzen schwarzen Ledersessel setzte, seine grüne Polizeimütze mit Akribie neben seiner Schreibmaschiene auf seinem dunkelen Eichentisch positionierte und anfing, den Fragekatalog abzuarbeiten und feinsäuberlich mit Hilfe eben jener Schreibmaschiene auf irgendein Papierchen zu bannen. Da es in Bolivien keine Postleitzahlen gibt, hat er die meine beim Eintragen meiner deutschen Adresse einfach weggelassen. Es is also aüßerst fragllich, ob eine Beschwerde jemals ankommen würde oder man mich mit dieser Adresse bis nach Deutschland verflogen könnte. Zum Abschluss wurden noch meine Fingerabdrücke genommen, aber nicht nur der vom Daumen wie in Deutschland oder den USA, sondern gleich, wahrscheinlich nur um sicher zu gehen, von allen zehn Fingern. Mit der Sanftheit eines Metzgers drückte ein anderer Polizist meine Finger auf einen dreckigen Vordruck und rollte jeden meiner Finger schön hin und her, damit der Abdruck besonders deutlich verschmiert. Ich frag mich sowieso, wie die im Fall des Falles die Abdrücke abgleichen wollen, weil ich kaum glaube das die Abdrücke geordnet geschweige den digitalisiert werden, und ein Computer-Erkennungsprogramm in einem Büro, das sonst nur mit Schreibmaschienen ausgestattet ist, wird es wohl nicht geben....
Aber zurück zu der Reise nach Chile! Eine Austauschschülerin aus den Phillipinen musste ihr Visum bei einem Konsulat im Ausland beantragen, und das nächste ist nunmal in Arica in Chile. Somit sind noch ein paar andere Leute aus dem Büro und zwei Freiwillige mitgefahren, um den Anlass zu nutzen. Natülrlich rein dienstlich, versteht sich. So ging es also in einem recht gut ausgestatten Bus am Mittwoch morgen in aller Frühe Richtung Chile. Die acht Stunden Fahrt vergingen recht gut, da die Route wiedermal durch wunderschöne Andenlandschaften führte, vorbei an wildgrasenden Lamaherden oder Flamencos, die in spiegelklaren Gebiergsseen ihr Dasein verbrachten. Die einzige Überraschung hatten wir an der Grenze. Einer der Freiwilligen hat bei Einreise nur ein 30 Tage Visum bekommen, war also seit einigen Tagen illegal, oder sagen wir, klandestin in Bolivien. Der Grenzer wollte nicht seinen Ausreisestempel in den Pass drücke, ohne dass er für jeden Tag ohne Aufenthaltsgenehmigung eine Gebühr von 15 Bolivianos zahlt. Wir diskutierten und bettelten, doch nach einem geflüstertem Gespräch mit einem seiner Kollegen kam er nur kopfschüttelnd zurück und sagte, wir müssten zahlen. Auf die vorsichtige Frage, ob es nicht noch eine andere Möglichkeit gäbe, das Problem beizulegen, guckte er uns kurz an, schielte rüber zu seinem Kollegen, der gerade beschäftigt war und gab uns als Antwort ein mehrdeutiges "Ich helfe euch, wenn ihr mir helft" zurück. Ein paar kleine Scheinchen Bolivianos wechselten den Besitzer, und eine halbe Minute später standen wir alle vor dem Büro - mit Ausreisestempel. Ärgelich war zwr schon, dass wir was bezahlen mussten, aber wenigstens war das Schmiergeld geringer als die Strafgebühr. An der Grenze konnte man noch einige andere interessante Sachen beobachten. Zum Beispiel die ganzen Autotransporte, die halb verrostetet und schon arg gebeutelte Modelle nach Bolivien brachten. Bolivien ist sowas wie der Autofriedhof Südamerikas, was sich im tagtäglichen Leben wie auch an der Grenze mal wieder bewies.
In Arica hatten wir uns in ein wunderschönes Apartment mit Blick auf den Pazifik eingemietet, und die Tage verbrachten wir meistens im kleinen, aber wunderschönen Stadtkern oder am Strand. Dieser Abschnitt Chiles gehörte mal zu Bolivien, wurde aber nach dem Salpeterkrieg, doer auch Pazifikkrieg, von Chile annektiert. Wegen diesem Krieg haben die beiden Länder noch heute keine diplomatischen Beziehungen, und die Schilderung ist so verschieden wie die Länder selbst. Die Region ist reich an Salpeter und Kupfer, welches im 19. Jahrhundert meist von Chilenen abgebaut worden ist. Bolivien erhob allerdings Steuern. Die Chilenen sagen, dass trotz bezahlter Steuern die Mienen von Bolivien besetzt wurden, um mehr Geld zu forden. Für Chile untragbar, es gab einen Krieg, den Chile gewann und die region wurde sich einverleibt. Die Bolivianer sagen folgendes: die Chilenen wollten ihre Gebiete ausweiten und griffen an Karneval, als alle Bolivianer besoffen und ausgelassen feierten, die Gegend aus einem Vorwand an. Da Bolivien alle seiner Kriege verloren hat, ging auch dieser verloren. Ich glaube, dass die bolivianische Schilderung wohl eher stimmt, da Chile im gleichen Krieg bis nach Lima in Peru marschierte und auch einige Gebiete von Peru annektierte.
Chile ist heute das reichste Land Südamerikas, und man sieht es an den Straßen, Häusern und Autos. Alles ist mehr geregelt, und viel viel teuerer. In Arica gibt es trotzdem gute Schwarzmärkte. Das Meer eignet sich gut zum Surfen, aber abgesehen von der Stadt ist die gegend wüstenähnlich sandig. Arica ist die Stadt des ewigen Frühlings mit kaum Niederschlag, was nicht gerade den Pflanezen gut tut. Arica ist berühmt für "El Morro", ein Fels, der in den Pazifik ragt und von dem man einen wunderschönen Ausblick auf den Ozean und die Stadt hat.
Die Tage vergingen wie im Flug, beim Faulenzen in der Sonne verliert man irgendwie das zeitgefühl, auch wenn ein gelegentliches Bad im erstaunlich warmen (20 Grad) Pazifik mich ab und an richtig wach machte. Der Unterschied des Sauerstoffgehaltes zwischen 4000 und 10 Höhenmetern ist gewaltig. Beim Joggen am Strand war ich erstaunt, das ich ohne Probleme 40 Minuten laufen konnte, ohne hier sonderlich viel gelaufen zu sein. In Chile habe ich außerdem meinen ersten Delfin gesehen, der aber leider tot an den Strand gespült wurde und dem Vögel und Straßenhunde arg zugesetzt hatte.
Die Rückreise verlief natürlich nicht wie geplant. Eigentlich wollten wir am Sonntag morgen los, aber die Chilenen haben weiß Gott warum mitten im Oktober ihre Uhr eine Stunde vorgedreht, was weder in Bolivien üblich ist noch uns bekannt war, so dass wir nach alter Zeit pünktlich am Busterminal waren, nach neuer aber zu spät! Deswegen blieben wir ein Tag länger als geplant, was aber bei dem wunderschönen Wetter nicht weiter schlimm war.