Tuesday, February 17, 2009

Bolivianische Traditionen

Da ich wirklich lange nichts mehr hier geschrieben habe, wird dieser Einrtrag wohl ein Rundumschlag, der die inzwischen schon lange zurückliegende Weihnachtszeit genauso wie den anstehenden Karneval abdecken wird.
Weihnachten habe ich im Kreise meiner Gastfamilie verbracht. Insgesamt gesehen, hat Weihnachten hier nicht einen so großen Stellenwert wie bei uns in Deutschland. Die Familie kommt zusammen, man isst ein etwas üppigeres Essen und gibt sich dann um Punkt 12 in der nacht vom 24 auf den 25 eine kleine Aufmerksamkeit, auf größere Geschenke wird normalerweise verzichtet. Die beiden traditionellen Gerichte in Bolivien sind zum einen Pavo (Truthahn) oder Picana, eine dicke Suppe mit drei verschieden Fleischsorten. Bei uns gab es das erstere, den meine Gastmama und ich vorbereiteten. Da keiner von uns je Truthahn gemacht hatte, war es zwar ein ein ganz schönes Improvisieren, aber letztenendes ist er wirklich gut geworden. Um Punkt 12 wurde das Radio eingeschaltet und zu den Klängen von "Stille Nacht, heilige Nacht" auf deutsch sich eine frohe Weihnacht gewünscht. Der 25 war wie wohl überall in der christlich geprägten Welt Feiertag, an dem nochmal die Familie zusammenkommt.
Neujahr habe ich mit einigen Freunden mit einer kleinen Reise in den Süden des Landes verbunden. Es ging nach Tarija, die Stadt die vor allem für zwei Sachen bekannt ist: Wein, und die größte Neujahresfeier des Landes. Zu Neujahr verwandelt sich diese Kleinstadt in ein absolutes Mekka für Studenten aus ganz Bolivien und Argentinien, weil man bis zur argentinischen Grenze auch nur einige Stunden braucht.
Die 18 stündige Busfahrt war leider nicht so angenehm, weil die Landstraßen nach Tarija offiziell die schlechtesten des Landes sind, mit den meisten Un- und Todesfällen, was wir am eigenen Leibe erfahren mussten.
Tarija ist aber wunderschön gelegen, in einem hügelligen Grün auf etwa 2000 Meter. Im Umland gibt es eine menge Fluesse und Wasserfaelle, die zum Baden gut geeignet sind.

Um Punkt 12 nachts werden in Bolivien traditionellerweise 12 Weintrauben gegessen, die die 12 Monate des kommenden Jahres repräsentieren. Vor dem Essen jeder Weintraube muss man sich etwas für diesen Monat vornehmen. Statt einem guten Vorsatz macht man sich also hier 12.
Eine andere Tradition ist, an Silvester etwas rotes oder gelbes zu tragen. Rot steht fuer Liebe, gelb fuer Geld - meistens sind es Socken, die benutzt werden, und von denen hat man ja zum Glueck zwei was die Auswahl zwischen den beiden Sachen um einiges einfacher macht...

Am letzten Tag sind wir noch zu einem Naturreservat gefahren, dessen Herzstück ein Wasserfall ist, in dessen Basin man ohne Probleme schwimmen kann. Uns blieb das leider vewaehrt, da nach einer halben Stunde Kraxelei auf einem engen, überwachsenen Pfad uns leider eine Kuh gegenüberstand, an der fuer uns kein Vorbeikommen war...

Am 24. Januar fing in La Paz "La feria de la abundancia" auch Las Alacitas genannt, an. Diese Feria hat verschiedene Namen und noch verschiedenere Geschichten. Mein Gastvater hat mir erklärt, dass dieser Markt auf das 16 Jahrhundert zurückgeht und der indigenen Bevölkerung entstammt. Nach einer Dürreperiode gab es ein sehr fruchtbares Jahr, und deswegen feierte die Bevölkerung dieses Fest des Überflusses. Ein anderer Name der Feria ist "Feria de la virgen de La Paz", und ist dem Bildnis der Gottesmutter von La Paz gewidmet, mit dessen Hilfe die Bewohner der Stadt mit europäischen Wurzeln im Jahre 1781 eine Indiobelagerung zerschlagen konnten.
Heute sind die Alacitas in allen Schichten beliebt und ein weiterer Beweis für das reiche kulturelle Erbe des Landes. Auf der Feria wird vor allem Artesania dargeboten, also kleine Figuren, Häuser und Spielzeuge.
Normerweise kauft man sich eine Miniaturanfertigung einer Sache, die man während des Jahres erreichen will und was nicht fehlen soll - somit gibt es Unidiplome, Häuser, Computer, Geldscheine, Essen, und und und... Aber alles halt als Minimodell. Damit sich diese Sachen verwirklichen, muss man sich diese Miniausgaben von jemanden Segnen lassen, allerdings am 24. Januar um Punkt 12 Nachmittags. Zum Segnen werden die Sachen mit Weihwasser und einer anderen Flüssigkeit besprueht, ueber Rauch geschwenkt während der Priester irgendwelche Formeln auf Aymara murmelt und Kokablätter verbrennt. Mit meiner Familie haben wir die Sachen um Puntk 12 segnen lassen, mal schauen was die Inkamagie so kann....

Diese Woche ist hier in Bolivien Karneval, was vor allem in Oruro groß gefeiert wird. Oruro ist eine Minenstadt mit einem weiteren Marienbildnis als Schutzpatron. Der Karneval entsprang zunächst als Ehrdarbietung an die "Virgen de Oruro", wurde aber mit den Jahren zum größten und buntesten Karnevals Boliviens, für Samstag bis spät in die Nacht und Sonntag traditionelle Tänze vorgeführt werden. Man sagt, dass Bolivien neben Mexico das Land mit der größten folklorischen Tradition in Südamerika ist, deswegen bin ich mal gespannt was mich dieses Wochenende zu erwarten hat....

1 comment:

Jörg said...

Das erinnert mich an die gelben Neujahrsgluecksunterhosen hier in Kolumbien.