Wednesday, October 1, 2008

Ein Monat in Bolivien

Die Reise nach Arika hat sich leider etwas verzögert, so dass ich erst nächste Woche Mittwoch erst fahren werde.
Inzwischen bin ich seit 5 Wochen hier, seit 4 Monaten arbeite ich. Und es ist wirklich ertaunlich, wie rasend schnell man sich einlebt.
Inzwischen habe ich einen richtigen Alltag, und ich habe mich an vieles gewöhnt. Noch vor einem Monat bin ich zitternd aufgewacht, bin zitternd aus der Dusche gekommen und hab mich nochmal in mein Bett gelegt, um mich aufzuwärmen. Die Häuser sind weder isoliert noch haben sie eine Heizung. Deswegen war mir vor allem morgens und abends, wenn in La Paz die temperatur fällt, wirklich kalt. Inzwischen geht es viel besser. Statt unter 5 Decken schlafe ich nur noch unter 3 oder 4, und inzwischen habe ich auch raus, wie ich morgens so viel warmes Wasser wie möglich bekomme; am Duschkopf ist hier ein elektronischer Wasserheizer angebracht, der ab einer bestimmten Wassermenge erst anspringt, aber zu schwach ist um einen starken Strahl zu erhitzen. Ich muss also genau den Moment abpassen, in dem genügend Wasser kommt, um den Boiler anspringen zu lassen, um möglichst warm zu duschen. Leider geht der Boiler andauernd aus, letzte Woche war er auch kaputt. ganz ums kalt duschen komm ich also nicht.
Genauso zu meinem Alltag sind die beiden alten Autowäscher geworden, die jeden morgen, wenn ich das Haus verlasse, rauchend an der gleichen Stelle meiner Straße sitzen, auf Kundschaft warten und mich mit einem freundlichen "buenos dias joven" begrüßen. Oder die Autolawiene, die sich morgen um morgen ohne jegliche Regeln durch die Stadt wälzt, unterstrichen von wildem gehupe und wüsten Beschimpfungen, wenn es mal wieder fast zu einem Unfall kommt.
Der verkehr hier ist ein Kapitel für sich. Die Begenbenheiten der Stadt stellen eine unglaubliche herausforderung an Mensch und Maschiene, weil die Straßen steil, eng und verwinkelt sind. Die Taxi-, Trufi-, Mikro- oder Minifahrer jagen ihre Autos im ersten Gang bei 4000 Umdrehungen die Anstiege hoch. Vor einer kreuzung wird generell nicht gehalten, sondern gehupt und einfach weitergefahren. Der andere wird schon bremsem.
Zur Erklärung: Trufis sind normale Limosinen, die eine vorgegeben Route fahren. Minibusse sind meist alte Toyota-Kleinbusse, in die ein paar enge Sitzreihen eingebaut worden sind und wo immerhin 12 leute Platz finden. Begleitet werden diese Fahrzeuge von einem Schreier, der sich während der Fahr aus dem Fenster lehnt und die Fahtrichtung den Passanten entgegenschleudert. Um Passanten aufzunehmen, werden schonmal gerne halsbrecherische Manöver in Kauf genommen, wie von der ganz linken Spur im dichten Stadtverkehr an den rechten Gehweg zu ziehen. Ein Mikro ist ein alter, stinkender Bus, der so aussieht wie die schulbusse in den USA, aber statt gelb blau ist, dafür genauso unbequem. Ich nehme in diesen Bussen meist eine Sitzbank für mich ein, weil ich einfach meine Beine zur Seite strecken muss. Die Leute hier sind im Allgemeinen eher klein. Die tür bleibt immer dabei immer auf, und man muss gelgentlich schon mal auf den zwar langsam fahrenden, aber immerhin noch fahrenden, Bus springen, weil der Busfahrer keine Lust hat anzuhalten. Beim Aussteigen ist es nicht anders. Haltestellen gibt es grötenteils nicht, man sagt einfach Bescheid wann man aussteigen will und das Gefährt hält. Ab und zu stinkt es aber ganz gut im Bus, zum einen weil es das billigste aller Gefährte ist (Strecke jeder länge ein Boliviano=9 cent), und weil auch hier gerne mal Tiere mitgenommen werden....
Mometan gibt es sonst nicht allzuviel neues, es ist schon sowas wie Alltag aufgekommen. Ich habe angefangen, an einer Uni Basketball zu spielen. Allerdings trainieren die vier mal die Woche, was mir etwas viel ist, weil ich noch was anderes gerne machen würde außer zu spielen. Heute werden wir in den untersten Stock unseres Hauses ziehen, weil das Dach endlich repariert wird (es regnet rein), sonst geht es wie gesagt nächste Woche nach Arika. Am Wochenende ist in La Paz das Pacena Bier- und Musikfest, zu dem ich auf jeden Fall hingehen werde. Also bis bald!

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