Tuesday, September 23, 2008

Begegnung einer etwas anderen Art

Am Sonntag fuhr ich mit meinen Kollegen, inzwischen schon Freunden, Jonas, Andrés, Pamela und ihrem Mann Juanjuo nach El Alto zur Feria. Die Feria ist eine Straßenmesse, die jeden Sonntag in El Alto stattfindet und insgesamt rund 45.000 Stände fasst. Hier kann man wirklich alles kaufen; Kleidung, Schuhe, elektronische Geräte, Essen, Autos, einfach alles, was man nur kaufen kann. Die Sachen sind in der Regel gebraucht.
Bei Ankunft versteckten wir unsere Sachen in unseren Innentaschen, weil hier oben in den engen, ungepflasterten Straßen in dem Geschiebe und Geschubse zwischen den Ständen gerne Leute beklaut werden. Ich, als Gringo, so wurde mir gesagt, müsse besonders achtsam sein. So haben wir uns in das Getümmel gestürzt, und es war wirklich extrem lustig stundenlang bei den Ständen zu stöbern, Sachen anzuprobieren und letzteenendes mit dem Verkäufer um jeden Boliviano zu feilschen. Erstaunlicherweise habe ich sogar Sportschuhe in meiner Größe gefunden. Wo die herkommen, will ich allerdings nicht wissen.
An jedem zweiten Stand hingen Pullis von irgendwelchen Sportmannschaften, darunter auch Schulteams aus z.B. den USA, wo noch die Namen der Vorbesitzer draufwaren. So hätte ich mich gut eindecken können mit Pullis, die vorher Meagan, Kyle oder Stefan gehört haben. Am nächsten Tag hat mir mein Mitarbeiter Nelson zum gleichen Thema erzählt, dass sein Onkel mal übefallen und ausgeraubt worden ist. Um sich ein billiges Handy zu kaufen, ist er auch nach El Alto gefahren. Nach kurzer Suche fand er an einem Stand sein Handy, nebst Brieftasche und seinen anderen Habseligkeiten. Fast alles, was geklaut oder gefunden wird, landet auf der Feria, nachdem es durch einige Hände gegangen ist.
Hier oben kommen nur sehr sehr selten Touristen hin. Deswegen wollte mich der eine Schuhverkäufer warscheinlich auch abziehen. Ich hatte gute Schuhe gefunden, nur als ich beide anprobiert hatte, war der eine in 45, der andere in 46. Als ich ihn drauf ansprach meinte er nur verwundert "cheee, stell dich nicht so an, was ist schon eine Größe unterschied..."
Das erstaunlichste Erlebnis hatte ich mit einer schon etwas älteren Chola, die am Straßenrand saß und irgendwas verkauft hat. Andres und ich sahen uns ihre Sachen an, als die Frau aufblickte und mich ansah, dabei ihre Tochter anstubste und sagte: "Schau mal den Jungen an. Hija, so sehen Engel aus". Andres und ich waren total verdutzt und verließen den Stand ohne was zu kaufen. Als wir gingen hörten wir sie noch sagen, "heute ist ein glüklicher Tag, denn heute wurden wir von einem Engel besucht"....

Später am Nachmittag, nachdem wir die Feria voll beladen verlassen hatten, bin ich noch zzum Clasico gegangen. Das ist das Spiel zwischen den beiden ältesten Fußballvereinen der Stand, zwischen Bolivar und The Strongest. Das Spiel war ausgesprochen gut, auch wenn das Niveau nicht wirklich hoch ist und es zum Teil schon ganz schönes Gekicke war. Es war ein offenes Spiel, das am Ende keinen Sieger verdient hatte und auch gerechterweise 3:3 ausging. In den letzten 5 Minuten ging es noch richtig gut zur Sache. Beim Stand von 2:2 gab es erst einen Lattenschuss von The Strongest. Eine Minute später liefen sie einen Konter, Zweikampf im Strafraum, der Stürmer fällt, Elfmeter! Höchst umstritten, es gibt minutenlang Geschubse und Gerangel um den Schiedsrichter, aber das ändert nichts an der Entscheidung. Der Elfmeter wird verwandelt, die einen Schreien vor Freude, die anderen vor Aufregung. Nach Anstoß wird der Ball von Bolivar nach vorne gebracht, es läuft die Nachspielzeit. Ein Fall vor dem 16 Meterraum, Freistoß. Wieder Gerangel. Aber, der Schütze läuft ein, schießt, und der Ball geht rein! Unglaublich schönes Freistoßtor, auch letzte Aktion des Spiels. Wirklich gutes Spiel!!!
Anders als in Deutschland laufen nach dem Spiel Zuschauer auf den Rasen. Und die Schiedsrichter werden hier von einem Einsatztrupp Polizisten in voller Kampfmontur (Helm, Schlagstöcke, Pistole und Schilder) gedeckt und vom Spielfeld geführt. Aber nach dem Spiel blieb zum Glück alles ruhig.

So, das nächste Mal schreib ich etwas über meine erste größere Reise. Am Mittwoch oder am Donerstag geht es für mich für ein paar Tage nach Arika, Chile.

Tuesday, September 16, 2008

Oruro - ein Auto wird getauft

Am Samstag habe ich meine erste kleinere Reise in Bolivien gemacht. Dabei ging es nach Oruro, eine weitere Stadt im Hochland Boliviens, zusammen mit meinen Kollegen Jonas und Carla und Rosaria, eine Freundin von Jonas, die Chilenin ist aber gerade einen Freiwilligendienst in La Paz abeistet. Ziel der Reise war, einen Vortrag beim lokalen Komitee zu halten. Für die ca 260 Kilometer Fahrt haben wir erstaunlicherweise nur rund 3 einhalb bis 4 Stunden benötigt. Für ganze 15 Bolivianos (umgerechnet 1,45 €) ging es Samstag früh ein natürlich später als eigentlich angegen los. Die normale Verspätung hier bei allem beträgt ungefähr eine halbe Stunde bis Stunde. Deswegen macht man bei wichtigen Sachen aus, ob man sich nach der "hora normal" oder "hora boliviana" (mit Verspätung) trifft.
Die Fahrt war recht unspektakulär. Es ging für Stunden auf einer engen, aber dafür größtenteils geteerten Landstraße immer geradeaus durch das bolivianische Hochland. Die Landschaft hier oben ist nicht besonders, es ist karg, braun und staubig, man kann endlos weit die flache, triste Ebene des Hochplateaus entlangsehen, nur am Horizant ragen winzigklein die Spitzen der Cordilleren hervor. Der Bus fuhr durch kleine Dörfer, in denen die Landstraße die Lebensader ist. In diesen Dörfern rekrutiert Morales den großteil seiner Unterstützer. Hier leben die armen Bauern des Hochlandes in Lehmhütten ohne Zugang zu Bildung, aber in der Hoffnung das "ihr" Präsident, der selber mal Cocabauer war, die Tür zu einer besseren Zukunft aufstoßen wird...
Nach zwei Stunden Fahrt fing es im Bus leider etwas an zu stinken, weil die Sonne vom strahlend blauen Himmel den Bus gut aufgeheizt hat. Vielleicht lag es aber auch daran, dass manche Mitreisende ein Huhn oder anderes Getier dabei hatten. Während der ganzen Fahrt kamen wir in den Genuss bolivianischer Schlagerpops, was sich zum Glück nicht so anhört wie Michael Wendler, aber auf Dauer genauso nevig ist. Hauptelemente sind hier Panflöten, die in jeder Gesangspause irgendwas Dudeln, irgendwelche einheimische Zupfinstrumente und ein Sänger, der in einem lamentierenden Singsang verlorene Liebe, seine Heimat oder sonstige Themen beklagt.
Einen kleinen Schock bekam ich, als wir durch die Randorte von Oruro gefahren sind, weil hier die Stadt wirklich hässlich ist. Die Häuser sind total heruntergekommen und verfallen, überall ist viel Müll und streunende Hunde. Aber der Verfall hat einen Grund. Oruro ist eine Bergarbeiterstadt und war mal der Industriemotor des Landes. Aber wie in allen auf einen Industriesektor zugeschnitten Städte ging mit dem Rückgang des Bergbaus auch der allmähliche Verfall der Stadt einher, weil einfach die Menschen wegzogen und die Häuser nun leerstehen und sich selbst überlassen werden. Der Strukturwandel ist in einem Land wie Bolivien natürlich auch schwieriger zu bewältigen als woanders...
Dafür ist aber die Innenstadt wirklich schön. Es gibt viele Parks, öffentliche Plätze und Kirchen. Oruro ist nämlich für zwei Dinge berühmt: den Karneval, und für ein Gemälde der Jungfrau Madonna, die hier Schutzpatronin der Arbeiter war. Hier ist die Heiligenverehrung, ähnlich wie in Spanien, generell viel ausgeprägter als in Deutschland.
Nachdem wir aus der Kirche kamen, hatten wir das Glück, einer Autosegnung beizuwohnen. Ja, ihr habt richtig gelesen, hier gibt es den Brauch, dass Autos in einer feierlichen Zeremonie gesegnet werden. Das sah wie folgt aus: Das Auto ist geschmückt wie bei einer Hochzeit, mit Blumensträuchen an der Motorhaube und am Kofferaum. Die Plastikfolien waren noch auf allen Sitzen und Amaturen drauf. Der Priester kommt in seinem Messgewand nach der Messe mit Weihwasser zur Feiergemeinde, beglückwünscht den Besitzer, spränkelt Weihwasser auf den Motorblock und segnet den Wagen sowie den Besitzer. Danach wird der Besitzer von allen beiwohnenden herzlichst beglückwünscht, es gibt was zu Essen und Trinken. Danch greift der Besitzer zur Sektflasche, zerdeppert diese am linken Vorderreifen, gibt seinem Auto einen Namen. Es gibt mehr Essen. Danach greift er zur Cola, sprüht etwas Cola auf den Motorblock, läuft danach ums Auto und besprüht es dabei. Seine Frau läuft im hinterher und bewirft das Auto mit weißen Rosenblüten, danach wird mehr gegessen und getrunken. War schon wirklich lustig dabei zuzusehen.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit unserem Vortrag. Es gab allerdings mal wieder leckeres lokales Essen, wobei ich wieder nicht weiß was es war geschweige den wie es heißt...
Alles in allem war der Trip wirklich gut, auch wenn Oruro verdammt kalt ist (liegt auf mehr als 4100 Metern). Dafür sind die Bewohner sehr nett. Das Komitee hat uns alle aus La Paz offiziell zum Karneval eingeladen, und ich glaube, das ich mir das nicht entgehen lassen werde.

Monday, September 15, 2008

Muela del Diablo

Der Muela del Diablo ist ein Fels, der etwas südlich von la Paz auf einem Beghang liegt (siehe Fotos). Übersetzt heißt es Teufelszahn, und um diesen Fels ranken sich viele Mythen der Aymara. Angeblich saugt das Loch im Fels am Fuße des Teufelszahns unachtsame Hunde und junge Männer ein, die dann für immer verschwinden. Der Teufelszahn ist, so wurde es uns jedenfalls gesagt, ein inaktiver Vulkan. Außerdem ist er ein beliebtes Ziel der Städter für Wanderungen am Sonntag, also haben Kai und Ich uns letzte Woche auch aufgemacht.
Anfangspunkt ist ein Friedhof namens San Pedegral im Süden der Stadt. Von da aus folgt man der Landstraße, die hier nur eine Schotterpiste ist, den ersten Berg hoch. Dieser erste Anstieg war extrem steil und für mich auch anstrengend, weil das meine erste sportliche Betätigung war seit dem ich hier bin und die dünne Luft mich schnell hat außer Atem kommen lassen. Die Straße mündet schließlich in einen Wanderweg, der durch ein kleines Bergdorf führt. Das Dorf war schon ein Erlebniss für sich; Häuser aus Lehmziegeln mit Dächern aus Wellblech, Esel und Schweine, die in Anbauten neben den Hütten gehalten werden und sich in der kargen Berglandschaft ihr Futter suchen, und das alles vielleicht eine Stunde außerhalb von La Paz...
Leider war die Beschilderung des Weges nicht so super (Überraschung), und somit haben Kai und ich uns erstmal ein bisschen verlaufen, was im Endeffekt nicht schlimm war, weil wir erstens Zeit hatten und zweitens mit einem wunderschönen Blick auf die Stadt belohnt wurden.
Der Weg hoch zum Muela führte durch wunderschöne Berglandschaften, bizarre Felsformationen und Kartoffelfelder. Es hat stark ans valle de la Luna erinnert, weil auch hier die gleichen Phänome die zum Teil sehr weichen Steine geform haben.
Am Muela angekommen haben wir erstmal eine Pause gemacht und was gegessen und dabei den unglaublichen Ausblick genossen, da wir auf ca. 4000 Meter Höhe waren und weit in die Täler schauen konnten. Leider haben wir es nicht ganz auf den Berg geschafft, weil dafür Kletterausrüstung nötig ist, aber wir haben ja noch ein Jahr Zeit um sowas zu machen.
Auf dem Rückweg sind wir einen anderen Weg gekommen und somit noch ein bisschen durch die Berge südlich von La Paz gewandert. Dieser war allerdings sehr steil, eng, steinig und rutschig, so dass wir froh waren, als wir nach einer eineinhalbstündigen Rutschpartie endlich wieder in der Stadt angekommen sind. Beim Abstieg sind wir dabei durch Las Floridas, einem Teil der Zona Sur gelaufen, der mit zu den reichsten Teilen gehört. Für uns war es komisch zu sehen, wie nur durch einen Berg und vielleicht durch 4 Kilometer Luftlinie getrennt die einen in Lehmhütten hausen, wohingegen in diesem Teil ein Porsche vor einer riesigen Villa mit bewaffneten Wachpersonal steht...
Die Wanderung war auf jeden Fall gut um sich zu akklimatisieren. Unser erster mehrtätige Trekkingtrip wird dann wahrscheinlich in Peru der Inka Trail sein, bei dem man außerhalb von Cuzco startet und zum Machu Picchu läuft. Die Fotos zum Hike sind übrigens rechts neben Eintrag.

Friday, September 12, 2008

la Paz

La Paz liegt in einem Talkessel, erstreckt sich aber auch auf die umliegenden Berghänge. Die Stadt an sich ist wie folgt aufgebaut: ganz im Norden ist El Alto, eine eigenständige Stadt, die aber fließend in La Paz übergeht. El Alo ist der höchstgelegende Teil des Städtekomplex, und hier liegt auch der Flughafen. Die Bewohner im Süden sagen über El Alto, dass es kalt, dreckig und hässlich ist. Kalt ist es da oben wirklich. Der Höhenunterschied zwischen dem höchstgelegen Teil El Altos und der Südzone La Pazs beträgt 1000 Höhenmeter, was ungefähr einen Temperaturunterschied von 5-7 Grad ausmacht. Als es in la Paz letzte Woch geregnet hat, hat es in El Alto geschneit.
Dort oben ist es für Ausländer wirklich niciht so sicher, aber dot oben gibt es bis auf eine schöne aussicht auf die Stadt nicht so viel. El Alto wächst sehr schnell, aber der Großteil der Neubürger sind arme Campesinos aus dem Hochland, die hier ihr Glück versuchen, weswegen die Armut wieder zunimmt. Auf dem Weg zum Titikakasee fährt man durch die Randgebiete El Altos, und da hab ich halt auch gesehen wie die Frauen ihre Wäsche in dem momentan total dreckigen Fluss (momentan dreckig, weil Trockenzeit ist und er wenig Wasser führt, so dass die Abwässer nicht flussabwärts gespült werden) waschen. Der großteil der Bevölkerung in El Alto sind Quecua oder Aymara. An den Mauern und Häuserzeilen sind überall Aufrufe zur Unidad (einheit) und Pro Evo Sprüche, weil er auch hier große unterstützung findet.
Ich wohne und arbeite im Zentrum. Hier befindet sich die Flaniermeile (Prado), genauso wie ein paar Wolkenkratzer, die Regierungsgebäude, einkaufsmöglichkeiten und viele Pubs und Bars.
im Süden der Stadt liegt die sogenannte Zona Sur. Das ist das wohlhabenste Viertel von La Paz. Von Armut und den sozialen Problemem bekommt man hier unten nicht viel mit. Es ist eigentlich eine Reichenenklave. Die Häuser sind zum teil riesengroß, aber dafür auch gut geschützt. Die meisten Straßenzüge haben einen privaten Wachdienst.
Die Straßen in der Stadt sind eigentlich alle recht gut, sind aber zum teil recht steil und führen irgendwie ineinander. Die Straßen sind gesäumt von kleinen Ständen, an denen man tagsüber für ein paar Bolivianos wirklich alles von Obst, Süßigkeiten, Pflegemitteln zu Handys und anderen Elektrosachen bei Indiofrauen kaufen kann. nachts werden dann irgendwelche gerichte angeboten, die auf holzkohleöfen auf den Gehwegen gekocht werden.
Außer den Ständen stechen drei weitere Gruppen total ins Auge, weil sie überall aufzufinden sind und das Stadtbild sehr prägen: Schuhputzer, Wachpersonal und Bettler.
Man kann sich an jeder ecke für ein bis zwei Bolivianos seine Schuhe putzen lassen. Die schuhputzer erkennt man an ihrem kleinen holzkasten, in dem sie ihre Politur aufbewahren und der gleichzeitig als sitz dient, und an ihren Skimasken, die sie immer anhaben.
Wachpersonal ist hier wirklich an jeder ecke vorhanden. momentan, aufgrund der Unruhen, wurden sogar uniformierte mit Schlagstöcken vor den bankautomaten postiert. In Cafes und Supermärkten ist es aber normal. Meistens sind die wächter nur mit Schlagstöcken bewaffnet, nur vor den banken sieht es anders aus. Am Anfang war es für mich wirklich befremdlich, von zwei Männern mit kugelsicherer Weste und Pumpgun im Anschlag begrüßt zu werden, als ich ins Bankgebäude reingegangen bin, inzwischen habe ich mich an diesen Anblick vor Kreditinstituten und anderen wichigen Gebäuden gewöhnt.
Traurigerweise gibt es auch sehr sehr viele Bettler. Sie sind meist alte Indigene, die wirklcih Hilfe brauchen. Wenn man ihnen was gibt, wird man auf aymara oder quechua gesegnet, wenn man nichts gibt in dne selben sprachen beschimpft oder verflucht.
Die indigenen Frauen, die Cholas heißen, erkennt man auch sofort. viele von ihnen tragen traditionelle Kleidung, also bunte Röcke und lagenweise Ponchos. Man sieht sie auch nur selten mit Tüten. Ihre einkäufe tragen sie in Decken gehüllt auf den rücken. Genauso werden auch Babies und Kleinkinder transportiert, was wirklich lustig aussieht. Das Bild wird von einem Bowlerhut abgerundet. Das sind die schwarzen Melonen, die eigenltich aus Enland kommen. Sitzt der Hut schief, ist die frau noch nicht verheiratet, sitzt er geade, dann schon.

Thursday, September 11, 2008

Die politische Situation

Ich weiß nicht, was gerade über die momentane Situation in Bolivien in Deutschland berichtet wird. Deswegen schreib ich mal ein bisschen was über die situation und die Problematik dahinter.

Der Grund für die Demos und Proteste momentan in Bolivien ist die Politik vom Präsidenten Evo Morales. Evo Morales gehört der Partei MAS (movimiento al socialismo, Bewegung zum Sozialismus) an, und hat eine Umverteilung der Staatseinnahmen begonnen. Bolivien an sich ist reich an Bodenschätzen wie zum Beispiel Gas. Die Vorkommen wurden aber immer von ausländischen Investoren bearbeitet, so dass der Großteil des Gewinns auch außer Land geflossen ist. Morales hat nun begonnen, die Gasfirmen zu verstaatlichen, um die Gewinne umzuverteilen.
Bolivien an sich ist ein sehr zentralistisches Land. Alles, was das Land betrifft, wird in La Paz entschieden. Die einzelnen Provinzen haben nicht so viel entscheidungsspielraum. Im Zuge der Verstaatlichung der Firmen ist auch eine Umverteilung der Gewinne einhergegangen. Morales will, dass alle Einnahmen nach La Paz gehen und von hier aus umverteilt werden.
Die Provinzen, die die meisten Gewinne einfahren, sind aber Santa Cruz, Tarija und Beni. Für sie bedeutet die Umverteilung ein klarer Verlust, außerdem fühlen sie sich ungrecht behandelt, weil ihr hart erarbeitetes Geld nicht in der Provinz bleibt. Somit fordern sie mehr Autonomität und eine Dezentralisierung der Regierung ein!
Der Konflikt wird von der ethnischen Verteilung im Land noch angefacht. Im Hochland und um La Paz leben größtenteils Menschen indigenger Abstammung, die fest hinter "ihrem" indigenen Präsidenten Morales stehen. Im Süden leben eher die Nachfahren europäische Einwanderer.

Das passiert gerade genau im Land: In Santa Cruz, Beni und Tarija gibt es Straßenblockaden, so dass diese Städte nicht erreicht werden können. Der Flugahfen in Santa Cruz wurde zeitweise auch besetzt. Täglich gibt es Demos und Proteste in diesen Städten, die leider zum Teil leider nicht immer friedlich ablaufen. Für den Rest des Landes bedeutet das, dass bald Fleisch und Getreide knapp werden könnten, weil diese Lebensmittel genau in diesen Städten produziert werden und aufgrund der Straßenblockaden die Güter ihre Zielorte nicht erreichen können. Deswegen habe ich auch mit meiner Gastmama 8 Kilo Frischfleisch gekauft.
Morales kann momentan nicht wirklich mit einer Lösung aufarten. Er verurteilt die Ursupatoren und ruft zur Einheit auf, nach Beni wurden, um die Situation zu beruhigen, auch schon Soldaten geschickt. Zum allen Überfluss hat Morales gestern den Amerikanischen Botschafter als Unterstützer der Aufständischen, so wie er die Vetreter für mehr Autonomie nennt, des Landes verwiesen und ihm seinen Botschafterstatus entsagt. Heute haben dann auch prompt Ponchos Rojos, also MASisten (=Anhänger von Morales) vor der amerikanischen Botschaft in La Paz demonstriert.
Im Hochland, besonders in La Paz, ist alles ruhig. Die Situation im Santa Cruz ist angespannt, aber keinesfalls gefährlich. Das ist der Tenor meiner Mitarbeiter und der Nachrichten.
Während eines Meetings um die Handhabung zu Besprechen, was mit den Austauschschülern passieren wird, falls die Situation schlimmer wird, wurde klar, dass solche Situationen in den letzten Jahren öfter waren und somit kein Grund zur Hysterie besteht. Bis jetzt sind solche Proteste so schnell abgeflaut wie sie gekommen sind, und diese Probleme gehören zum Land.
Momentan ist es halt nur schwer, zu reisen, wegen der Straßensperren, aber die werden auch nicht ewig bestehen bleiben.
Mir geht es also gut und hier ist alles ruhig. Mich interessiert trotzdem ob und falls ja was in Deutschland berichtet wird.

Monday, September 8, 2008

Essen und Trinken

Jetzt werde ich mal ein bisschen was über das Essen und das Trinken hier in Bolivien schreiben. Entgegen aller Erwartungen, ernähren sich die Leute nicht nur von in Wasser schwimmenden Körnern =)

Das Essen ist sehr abwechselungsreich und sehr gut. Die Bolivianer an sich essen viel und gerne, und bei jeden Essen wird immer gefragt "quieres más?"" (willst du mehr) und ein nein nur mit Unglauben aufgenommen, so dass man mindestens noch zwei bis drei mal gefragt wird. Die meisten Essen haben drei Gänge, wobei die vorspeise meistens Suppe ist und es als Nachtisch obst oder Joghurt gibt.

Am meisten gegessen werden hier wohl Kartoffeln und reis, wobei es beide Sachen in allen Möglichen Formen und Farben (!) gibt. Vor allem bei den Kartoffeln ist eine unglaubliche Vielfältigkeit zu verzeichnen. so gibt es - je nachdem wer es einem erzählt, wohl zwischen 300 und 500 verschieden Kartoffelarten hier. Manche davon schmecken eigenartig, andere sehen garnicht aus wie Kartoffeln. Bis jetzt komm ich vielleicht auf 10 KArtoffelarten, die ich gegessen habe. Darunter waren aber rote, extrm süße und schwarze Kartoffeln, die ein bisschen eigenartig schmecken. Reis wird hier oft mit Käse vermischt, schmeckt auch sehr gut. Der Käse ist sehr gut, ob nun von Kuh, Schaf oder Lama =)

Dazu gibt viel Fleisch, meistens Hünchen. Bis jetzt hab ich erst einmal Schwein gegessen (chorizzo, aber ist keine Salami wie in Spanien) und an der Haut hingen noch Haare =) Zu jedem Gericht wird noch eine unglaublich scharfe Soße gereicht, die sich Yaqua nennt, und auch total gut schmeckt.

In La Paz gibt es als Spezialität noch Saltenas - mit Fleisch, Soße und bisscchen Gemüse gefüllte Teigtaschen.

Von blogbilder
An unserem ersten Tag hat Claudia, eine meiner kolleginnen, mich gewarnt, die nicht unbedingt von jedem Stand zu essen, weil angeblich bei den ganz billigen Straßenständen statt Hünchen oder Rind auch mal Hund in die Saltena kommt.

Dazu gibt es hie meistens Cola, oder echt süße einheimische refrescos. Sowieso ist alles mit mehr Zucker, also dementsprechend süßer. Richtig geil sind aber frisch gepresste Obstsäfte, die man an jeder Straßenecke bei meist Indiofrauen für ein paar Bolivianos erstehen kann! onst gibt es viel Tee, wobei die beliebtesten Anis oder Cocatee sind. Gut ist auch Api, dessen hauptbestandteil eine lila, zermahlene Maissorte ist, die mit heißem Wasser aufgegossen und mit Zimt und Zucker abgerundet wird.

Von blogbilder

Naja, Körner gibt es hier auch, aber das sind dann meistens Maiskörner. Maisarten gibts hier auch mehere, auch lecker.

Ich werde auch mal ein paar Fotos von dem essen machen. Apropros essen, hab gleich Mittagspause =)

Monday, September 1, 2008

valle de la luna y lago titikaka

das erste wochenende liegt jetzt hinter mir, und glücklicherweise haben kai und ich die zeit genutzt um uns ein bisschen in bolivien umzusehen.

also, so ungefähr sah mein wochenende aus:

wir sind zum valle de la luna gefahren, was 20 minuten von la paz zentrum liegt. das valle de la luna, übersetzt mondtal, ist eine besondere felsanordnung, die sich über jahrhunderte durch wind, regen und erosion gebildet hat. das tal heisst so, weil geologen ihm eine ähnliche beschaffenheit von stein und aussehen wie der mondoberfläche nachsagen. im valle sind wir ein bisschen rumgelaufen. dabei sah es an einigen stellen so aus wie in den burrens in irland, da pflanzen aus steinritzen wuchsen. nebenbei sind wir durch den süden la paz's gefahren, der auch sehr schön ist. im süden wohnen die reichen (zona sur), hier unten ist es wirklich sehr schön.

samstag abends sind war ich auf meiner ersten feier. die sehen hier nicht anders aus als in deutschland, nur statt bier gibt es vor allem rum mit kola (es gab dort gar kein bier). war trotzdem sehr gut, viel getanzt und alles. meistens wird wohl hier reggaeton gespielt, und eine andere sünde, deren namen ich leider vergessen habe, aber der grundbeat im 4/4 takt drei auf einem waschbrett oder so geschlagene achtel, dann eine achtelpause, drei achtel, achtel pause usw....

sonntag sind wir mit kais familie dann zum titikakasee gefahren. auf dem weg dorthin auf der carretera ging es kilometerlang an den schneebdeckten cordilleras de los andes vorbei. sehr sehr geil, und sehr beeindruckend. genauso wie der see. wir hatten einen herrlichen tag erwischt, kein wölkchen am himmel. gegessen haben wir die spezialität (forelle - ausgesprochen lecker), und danach sind wir auf dem see kajak gefahren. an der stelle wo wir waren ist der see unglaublich klar und vor allem tiefblau. der riesige see und dahinter die kordilleren - ein unglaublicher anblick!

auf dem rückweg vom see konnten wir noch von el alto (also vom norden) kommend einen wunderschönen blick auf die stadt...

heute dann arbeiten - hab die bolivianer, die weg wollen erfasst und die abflugsdaten für die die jetzt am freitag fahren an de jeweiligen nationalbüros weitergeleitet. das ist übrigens meine aussicht von meinem arbeitsplatz =)

am freitag gehts zur verabschiedung der bolivianer die nach europa fliegen zum flughafen. wird bestimmt gut. so ich mach feierabend =)