Wednesday, December 24, 2008

Argentinien

"Ihr wisst schon, dass es heute nacht kalt wird", begrüßt uns ein etwas älterer Bolivianer während einer Pause auf der Fahrt Richtung Grenze, rückt seinen Mantel zurecht und starrt nur ungläubig mein T-Shirt und Tammos dünnen Pullover an. Die 17 stündige Fahrt bis zur Grenze war alles andere als schön. Als wir am Abend in La Paz losgefahren sind, ware wir noch relativ guter Dinge, aber sobald man einige Stunden außerhalb von La Paz ist, sind die Straßen nur noch schlecht und wir wurden allmählich in den Schlaf geschüttelt, bis ein größeres Schlagloch uns unsaft aufschrecken lies. Dazu kommt noch, dass der Herr mit seiner Warnung leider recht behielt.
Während der ersten Stunden war es im Bus so warm, dass die Scheiben beschlugen - auch ohne Klimaanlage wärmten die Insassen samt dem Hühnerpaar, das mitfuhr, den Bus genügend auf. Aber später in der Nacht, als der Bus die serpentinenartigen Schotterwege des andinen Hochgebierges runterkurvte wurde es einfach nur kalt in dem Bus. So kalt, dass mein Reisegefährte Tammo, auch ein Freiwilliger hier und ich garnicht schlafen konnten. Eng zusammengekauert versuchten wir wenigstens etwas schlaf zu bekommen, aber es ging einfach nicht. Wir zitterten wie Espenlaub, bis eine Cholita, die vor uns saß, erbarmen mit uns hatte und uns eine ihrer Decken gab, unter der wir eingemullelt dann auch bald einschliefen-
Die restliche Fahrt bis zur Grenzstadt Villazón verlief relativ ruhig. Zum Glueck, weil das auch anders haette ablaufen koennen. Wie schon gesagt, momentan ist in Suedamerika die Regenzeit hereingebrochen, wovon vor allem der tropische und subtropische Teil des Landes betroffen ist. Dazu gehoert auch der Suedwetsen des Landes, wo Villazón liegt. So kam es, dass wir zweimal anhalten mussten, weil ein Fluss ueber die Ufer getreten ist und die Schotterpiste unterspuelte. "Alle mas aussteigen!" rief man uns von der Fahrerkabine aus zu, und unseren schon ratlosen Gesichter wurden nur ratloser als wir die ueberflutete Strasse sahen. SO standen wir also alle vor dem Bus, und der Busfahrer sagte uns, dass er nicht wisse, ob wir da durchkommen wuerden. Zum Glueck sind die Leute hier in Bolivien recht erfinderisch; so wurde ein am Strassenrand liegender Stock kurzerhand zum Masstab, mit dem erst das Rad gemessen wurde, und danach das Wasser, in dem einer der Busleute ins Wasser wartete und Mass nahm. "Bueno, no está tan profunda! Todos suban! (Naja, is nicht so tief, alles einsteigen) " war zum Glueck die Antwort. So ging es also weiter, bis wir irgendwo im nichts wieder anhalten mussten. Warum?? Wegen Strassenarbeiten. Das erschien mir, dem Zustand der Strasse zufolge, schon etwas unglaubwuerdig. Aber einmal ausgestiegen sahen wir wirklich Planierfahrzeuge auf der Strasse. Aber: keiner hat gearbeitet. Warum also die Verzoegerung? Die Arbeiter befanden sich irgendwo zwischen ausgedehnten Fruehstuck und frueher Mittagspause, und keiner wollte den Weg frei raeumen, weswegen bald 5 oder 6 Busse sich hinter der Planierraupe aufstauten. Nach gut einer Stunde erbarmten sich aber einer der Arbeiter, den Weg zu raeumen. Die anderen Fruehstueckten in aller Seelenruhe weiter.
So kamen wir nach gut 20 Stunden Fahrt endlich an der Grenze an, ueberquerten eben diese zu Fuss und suchten unseren Bus. La Quiaca, so heisst die Stadt auf argentinischer Seite, ist noch recht bolivianisch. Aber alleine dem Bus sah man an, dass wir in einem weiterentwickeltem Land waren: ein Doppeldecker, mit Kaffee und Saftspender, Fernseher der funktioniert, Licht am Sitz das funktioniert, und sogar ein Klo. Luxus pur: da gab es sogar Seife!!!
Am Abend ging es dann los - eine Fahrt durch die endlosen Weiten der argentinischen Pampa, die nur manchmal durch Polizeikontrollen unterbrochen wurde. Als Europaer hat man bei diesen einen vorzueglichen Status, was mich schon etwas ueberrascht hat. Bei jeder Kontrolle kamen zwei Polizisten rein, die die Papiere nachschauten. Die Bolivianer mussten alle aussteigen, mit Handgepaeck, Tammmo und mir wurde nichts gesagt. Aus Neugier stiegen wir aus und sahen, wie mit Akribie das Gepaeck der anderen Mitfahrer gefilzt wurde. Auf meine Frage, ob ich mein Handgepaeck auch holen sollte, schuettelte der Polizist nur den Kopf, winkte mich aber dafuer zum Kofferstauraum rueber, fragte mich, welcher Rucksack meiner sei. Ich sagte es ihm, und er ordnete seinem Kollegen an, alle Gepaeckstuecke rauszuholen - ausser den von Tammo und meinen! So hatten wir also gar keinen Stress, kamen undurchsucht durch alle Kontrollen, waehrend ein junger Bolivianer leider seine Saecke mit Cocablaettern wohl nicht mehr wieder sieht...
Am naehcsten Tag, und nach fast 2 Tagen Fahrt, kamen wir in Cordoba an - und am Terminal warteten auch schon Andy und Mischa, beide FSJler aus Paraguay, mit denen wir den Urlaub verbringen wuerden. Unser Hostel war super - mitten in der Stadt. Vom Stadtbild und vom Verkehr ist der Unterschied zwischen Argentinien und Bolivien gewaltig. Aus gewohnheit lief ich ueber rote Ampeln, um irgendiwe die Strasse zu ueberqueren. Aber: Die Argentinnier halten sogar an Zebrastreifen, was mich am anfang arg ueberrascht hat, aber eigentlich recht praktisch war. Argentinien an sich ist recht teuer, also fuer meine Verhaeltnisse, weil die Preise sich zum Teil nicht von deutschen unterscheiden. Cordoba ist superschoen, hat viele Plaetze, Fusgaengerzonen und Parks, und vor allem ein europaeisches Flair. Cordoba ist vor allem fuer zwei Sachen beruehmt, seine Universitaeten und Che Guevara. "El Che" ist ueberall praesent, da er in der naehe Corodobas aufgewachsen ist und die Leute maechtig Stolz auf den beruehmtesten Sohn der Stadt sind. Ausser uns die Stadt anzugucken und zum Che-Museum zu fahren (sein frueheres Haus, das zum Museum gemacht wurde) haben wir nicht viel gemacht. DAS lag zum einen daran, dass wir Donnerstag den heissesten Fruehlingstag in Cordoba seit 50 Jahren hatten - und die Tage danach nur Regen. Und, was wohl mehr ausgemacht hat, ist die Ausgehmentalitaet der Argentinier. Discos oeffnen nicht vor halb ein oder 2 in der Frueh, und richtig voll wird es erst ab drei. Deswegen wurde die Abende lang und moegliche Morgenaktivitaeten eher auf den Nachmittag verschoben. Und es sind nicht nur die Juengeren, die ihren Rhythmus so haben. Am Freitagabend waren am Hauptplatz der Stadt Boxen aufgestellt, Tango wurde gespielt und jeder der wollte hat getanzt. Als wir um drei wieder an dem Platz vorbei kamen, tanzten auch zum Teil noch Rentner laessig ihren Tango!
Naechste Station auf unserer Tour war Rosario, das Wetter besserte sich bald, so dass man wieder gut mit kurzer Hose und T-Shirt rumlaufen konnte. Rosario ist eine typisch argentinische Stadt, die von touristen weitgehend verschont bleibt. Hier legten wir zwei Tage Pause ein, und Mischa und Ich schauten usn die Uni an - Rosario ist auch eine absolute Universitaetsstadt, hat einen Fluss und ein Denkmal fuer die gefallen Marinesoldaten des Landes. Am Denkmal sind ausserdem superviele Gedenktafeln an den Falkland-Krieg aufgestellt. Wir erinnern uns: Die Falkland-Inseln liegen vor der Kueste Argentiniens, sind aber englische Hoheitsgebiet. Als Argentinein sich anmasste, sie sich einzuverleiben, schmiss Grossbritannien kurz mal ihre KRiegsmaschienerie in Gang und bezwang die argentinischen Streitkraefte im Nue. Das haben die Argentinier aber nicht vergessen und fordern offen "ihre" Inseln. Lustigerweise gibt es auf den Inseln ast nur Schafe - die Briten, die da Leben, kriegen Geld von der brittischen Regierung, um da zu bleiben. Aber anscheinend geht es um Prinzip - Argentinien macht am Rande jedes internationales Gipfles ihren Anspruch auf diese Inselgruppe deutlisch, was vor allem von der Presse hochgejubelt und gefeiert wird. Nur die Englaender interessiert es nicht wirklich!

Von Rosario ging es dann auf zu unseren letzten Etappe unsere Argentinien-Tour: Buenos Aires!!!!!! Andy war schon einige Tage vorher in die Stadt der guten Luft gefahren, um sich Fussballspiele von Boca und River anzuschauen. Leider wurde er von einem Zigeuner, wie er selbst sagte, abgezogen. Vor dem Stadion wollte er sich eine Karte kaufen, weil die Parite ausverkauft war. Schlussendlich fand er auch jemanden, der gewillt war, seine Karte zu verkaufen. Andy lies sich die Karte zeigen und wollte bezahlen, doch der Herr Zigeuner wollte das Geld nicht in der Menschenmenge annehmen, weswegemn sie einige Schritte abseits gingen. Andy bezahlte, und der Typ find an, wegzugehen, zu traben, und zu rennen. Der verdatterte Andy schaute auf sein Ticket und hielt eins von einem Spiel im Mai in der Hand...

Buenos Aires ist unglaublich schoen, unglaublich gross und unglaublich europaeisch. Ueberall gibt es Cafés und Strassenstaende und die Architektur der Haeuser erinnert eher an Paris als an Suedamerica.
Am zweiten Tag fanden wir ein superhostel, super gelege und vor allem superbillig. Was wir nicht wussten ist, dass es von einem israelischen Ehepaar gefuerht wurde, und fast alle Angestellten Israelis sind (die meisten Gaeste auch, weil es kosheres Essen gibt). Wir haben uns schon ein bisscchen ueber die feuerroten Haare der Rezeptionistin gewundert, aber wirklich bemerkt haben wir es erst spaeter. Die Menuekarten waren alle auf hebraeisch - komisch, aber verstanden haben wir es erst spaeter.
Ich fragte die Barfrau auf Spanisch, die sich gerade mit einem anderen Gast unterhielt, wo die Gaetsekueche sei. Sie verstand von dem was ich sagte kein Wort, aber der andere Gast schon und antwortete mir in einer Sprache, die ich fuer ein komsches Spanisch hielt. Mischa, der Austauschschueler in Brasilien war, erkannte es aber als Portugisisch, wiederholte meine Frage, die daraufhin vom Gast ins Hebraeische uebersetzt und and die Barfrau gerichtet wurde. Sie schaute verdutzt an und fragte mich in Englisch "warum fragst du das nicht gleich??!" Nachdem uns aber einmal klar wurde, dass man mit dem Personla eher Englisch als Spanisch sprechen muss, gab es keine weiteren Probleme.

In Buenos Aires haben wir viel gemacht, weswegen ich nur die Sachen kurz beschreiben werde.
- La Boca, das Viertel von Boca Junior, dem, beruehmtesten und erfolgreichsten Fussbalclub der Welt. Hier sind die Haeuser alle bund angemalt und an jeder Ecke wird Tango getanzt, es ist aber sehr touristisch, trotzdem scheon
- Puerto Madero, der neue Hafen von Buenos Aires. Auf einer ehemaligen Muelldeponie erbaut sind hier neben dem neuen Yachthafen vor allem teuere Wohnhaeuser. Sehr schoen. An einem Abend haben wir mit Leuten aus dem Hostel hier auf einer "Cancha" Fussball gespielt - Englaender, Inder, Australier, Israelis, Kolumbianer, Chilenen und Andy und ich als Deutsche. Hat wirklich Spass gemacht, nur die Verstaendigung war manchmal schwierig...
-Palermo, das Little Italy in BsAs. Hier gibt es einen Haufen Restaurants, einen Zoo und einen botanischen GArten, ist aber auch ein schoenes Wohnviertel. Hier habe ich ausserdem das beste Steak meines Lebens gegessen. Das Steak wurde ohne Beilagen serviert, einfach nur ein riesiger Brocken Fleisch. Aber so zart, dass man fast nicht kauen brauchte... Einfach nur unglaublich!
- La Recoleta, der Heldenfriedhof Argentiniens. Ein riesiger Komplex mit Mausoleen aller moeglicher wichtiger Leute. Herausragend is wohl das Grab von Eva Perón, besser bekannt als Evita, der argentinischen Praesidentengattin, die in den Slums und Armenvierteln von Buenos Aires half und so die Herzen ihrer Mitbuerger gewann.
-El Centro, die Innenstadt mit Obelisk und Prachtmeilen. Sehr schoen, aber sehr europaeisch. An jeder Ecke tanzen Paare Tamgo, es gibt Strassenmusiker und Cafés... Sehr schoen!

Highlight unseres Aufenthalts war auf jedem Fall die groesste Tango-Show der Welt. Auf vier Buehnen entlang der Avenida de Mayo zeigten die besten Tangopaare ihr koennen. Unser absolutes Glueck war, dass die Hauptbuehne direkt vor unserem Hostal war und wir vom Balkon im vierten Stock eine fantastische Sicht hatten. Tango ist sowieso DER Tanz in Buenos Aires, als Bewohner der Stadt kein Tango zu beherrschen ist schon fast ein Frevel....

Argentinien generell ist viel weiter entwickelt als Bolivien. Man sieht es in allen Lebenslagen, an den Haeusern, Strassen, Autos, Menschen... Die Weltwirtschaftskrise spielt hier auch eine Rolle, wohingegen in Bolivien hoechstens mal eine Randnotitz in der Zeitung erscheint. Es gibt aber auch Armut, die uns vor allem wieder durch Strassenkinder bewusst wurde. Wir liefen vor dem Obelisken entlang und hatten alle Eis in der Hand, gingen an einer Gruppe "Klefeos", Klebstoffschnueffler vorbei, die mit grosser Sicherheit wohl auch auf der Strasse leben. Sie sehen uns mit unserem Eis, einer steht auf, geht uns hinter her und sagt "Gib mir dein Eis". Ich sag natuerlich nein, und der Zwerg baut sich vor mir auf und greift unter sein T-Shirt, droht mir, mich abzustechen. Sein T-Shirt war aber so eng, dass man sehen konnte, dass er da nichts hatte. unbeeindruckt gingen wir weiter, da versucht der Zwerg, uns das Eis aus der Hand zu reissen... Das dreisteste, was ich bis jetzt in dieser Hinsicht hier gesehen hab!
Wenn man sonst in Argentinien ist muss man Mate trinken (aus ihren Matebechern) und vor allem Alfajores essen - argentinisches Suessgebaeck, von denen wir uns fast ausschliesslich ernaehrt haben! Im grossen un ganzen ging die Fahrt superschnell vorbei und es hat alles gut geklappt. Nur die Rueckfahrt war aetzend, weil ich aus Buenos Aires direkt nach La Paz gefahren bin, wofuer ich 55 Stunden gebraucht hab.
Bei meiner Ankunft in La Paz war es kalt und regnerisch, ganz anders als im cheon warmen Argentinien. Auf der Suche nach einen Taxi, dass mich nach Hause faehrt, wurde mir gesagt, dass das Zentrum wegen eines Streiks impassierbar sei. Nur mit einem Aufpreis konnte ich schliesslich einen Taxifahrer finden und mir wurde klar, dass ich wieder zu Hause bin!

Wednesday, December 10, 2008

Reise zum Lago Titicaca

Ich habe schon lange nichts mehr geschrieben, wie mir gerade auffaellt, was aber daran liegt, dass ich mir die Freiheit genommen habe und ein bisschen durchs wunderschone Suedamerika gereist bin. Gestern bin ich erst aus Buenos Aires zurueck gekommen und werde in den naechsten Tagen meinen Blog ein bisschen aktualisieren.
Die erste Reise habe ich Ende November gemacht, aber nicht nur zum Spass, versteht sich. Mit dem AFS hatten wir unsere Actividad Nacional, zu der alle Austauschschueler und Freiwillige, die momentan in Bolivien sind, eingeladen wurden. Ich bin allerdings als Betreuer mitgefahren, was aber nicht weiter gestoert hat.
Die Actividad ist leider schlecht gestartet, da es alleine von der logistischen Seite einiges zu organisieren gab, da alle Schueler aus allen Winkeln Boliviens nach La Paz gekommen sind. Leider fand am genau an jenem Freitag, als alle ankamen, mal wieder eine Demonstration statt, so dass fast alle Zufahrtswege zum Busterminal gesperrt waren. Alleine einen Taxifahrer, der gewillt war, mit uns die Schueler abzohlen zu finden, war schwierig und gelang schlussendlich nur mit der Ueberzeugungskraft von 10 Bolivianos. Waehrend des normalerweise 10 minuetigen Weges sind wir ins 2 Auffahrunfaelle geraten, die wenig Schaden an den Autos hinterlassen , uns aber viel Nerven gekostet haben. Bei einem Stand ein Polizist genau daneben, so dass wir die beruehmte bolivianische Buerokratie ueber uns ergehen lassen mussten. Warum demonstriert wurde weiss ich nicht, aber meistens wissen das sowieso die wenigstens...

Samstag morgen ging es dann los, erstmal anch Copacabana, ein Dorf, dass direkt am Lago liegt. Die Copacabana in Brasilien wurde uebrigens nach diesem Oertchen benannt, worauf die Einheimischen unheimlich stolz sind. Copacabana ist beruehmt fuer seine Kirche, fuer seine Autotaufen (von denen wir einige gesehen haben), und ist Abfahrtsort der Schiffe zu der Isla del Sol und der Isla de la Luna, den beiden beruehmtesten Inseln des Titikakasees.

Die Ueberfahrt zur Isla del Sol hat gute drei Stunden gedauert, da der See wirklich unglaublich gross und beeindruckend ist. Aber die Zeit hat sich gelohnt; auf der Isla de Sol befindet sich eine der aeltesten Relikte aus der Inkazeit, und zwar eine Tempelanlage mit Opferstaette. Der Legende nach wurde der erste Inka Manco Capac von Inti, dem Sonnengott, auf dieser Insel geschaffen. Als Wiege der Menschheit von den Inkas verehrt wurden hier Menschenopfer in Form von Jungfrauen dargebracht, und dafuer eine labyrinthartige Tempelanlage errichtet, die heute zwar verfallen aber in den grundzuegen noch gut zu erkennen ist. Eine weitere Legende besabgt, dass eines Tages die Sonne verschwand, und die Bewohner der Kueste des Titikakasees sich dies so erklaerten, dass sie in einer Schlucht auf der Isla del Sol verschwand und nur mit der Hilfe von Inti wieder in den Himmel aufgestiegen ist; daher vielleicht der Name Sonneninsel.
Auf der Isla del Sol gibt es ausserdem ein Aymaradorf, in dem wir die Nacht verbrachten. Vom Bootsanleger bis dahin duften wir von einem Dorfberwohner angeführt, eine gute halbe Stunde über die Insel kraxeln, was einigen nicht gut bekommen sit, da sie nicht an die Höhe gewöhnt waren. Die Menschen im Dorf leben recht einfach (aber durch den Tourismus besser), aber durch die Entfernung vom Festland fehlt es an Elektrizitaet und Wasser, da alles entweder auf der Insel generiert oder per Boot und spaeter per Lama ins Dorf gebracht wird. Heißt also, weder Dusche (was nicht weiter schlimm war bei einer Nacht) noch Klospülung (was die Sache wieder anders aussehen lässt). Die meisten Leute sprechen dort nur Aymara, weswegen wir trotz Spanischkentnissen eher mit Haenden und Fuessen uns verstaendigen mussten.

Am Sonntag fuhren wir von denr Isla del Sol zu der Isla de la Luna, die Schwesterinsel, auf der eine weitere Tempelanlage errichtert worden ist, die allerdings besser erhalten ist. Wie der Name schon sagt, ist diese Insel dem Mond als gegenueber zur Sonne gewidmet. Viracocha, eine andere Inkagottheit, soll von hier den Mond heruafbeschworen haben.
Zum Abschluss der Reise sind wir noch eine Runde im eiskalten See geschwommen, was sich zum einen gelohnt und zum anderen ein schoener Abschluss war.

Morgen lad ich mal ein paar Fotos hoch; ausserdem schreib ich ein bisschen was ueber die Argentinienreise.

Monday, November 10, 2008

Allerheiligen/Allerseelen und einiges mehr!

Auch wenn die beiden Feiertage wieder eine Woche zurückliegen, würde ich noch gerne erklären was man in hierzu Bolivien macht. Dabei muss man allerdings unterscheiden, was hier Traditon ist und was die Kirche sagt. Wie in vielen Gebieten der Religion vermischt sich während diesen Feiertagen der chrsitliche Glaube mit heidnischen Gebräuchen. Vor allem für die ländliche und indigene Bevölkerung sind die beiden Feiertage extrem wichtig, und traditionellerweise fährt man zu seinem Geburtstort, um die Seelen seiner verstorbenen Verwandten zu treffen.
An was wird also geglaubt?
Laut Aberglaube kehren die "neuen Seelen", also die Seelen der Menschen, die innerhalb der letzten drei Jahre gestorben sind, zu ihren Häusern zurück um ihre Hinterblieben zu besuchen und zu schauen, ob mit ihrem Erbe gut umgegangen wird. Die Verwandten richten zu dieser Gelegenheit einen Altar in ihrem Haus ein. Der Gedenktisch ist meistens reich verziehrt, hat ein Foto des oder der verstorbenen und wird mit Brot, Früchten, Blumen, traditionelle Süßspeisen und einem warmen Essen gedeckt. Damit es den Seelen an nichts fehlt gibts es dazu natürlich auch Cola, Wasser und Singani, den bolivianischen Ur-Schnaps.
Am Abend des ersten Novembers versammelt sich die Familie um den Altar und feiert die Ankunft ihrer toten Verwandten mit Alkohol, Essen und mehr Alkohol.
Am nächsten Tag, Allerseelen (2ter November), geht es dann mit der ganzen Familie zum Friedhof, dort werden weitere Speisen ans Grab gebracht, dazu noch Kleidung. Die Familie trinkt mit allen ihren Freunden und Verwandten auf dem Friedhof weiter. Am Sonntag sind die Friedhöfe alle extremst voll; es herrscht ein buntes Treiben und es wird gefeiert, getanzt, gelacht und vor allem getrunken!
Was nicht fehlen darf während dieser beiden Tage ist "Tantawawa", ein süßes Brot, verziehrt mit einem Gesicht, dass überall gegessen wird. Bei uns zu Hause hatten wir auch einen Altar, aber der fiel im Gegensatz zu anderen, die ich gesehen hab, recht bescheiden aus.
Kommerziell wird Todos Santos, wie wohl jeder Feiertag, auch in Bolivien ausgeschlachtet. In den Supermärkten gab es einen Muster-Gabentisch und alles mögliche Zeug, um den Seelen einen noch herzlicheren Empfang zu bereiten.
Wie schon gesagt, für die indigene Bevölkerung (die wahrscheinlich mit dem Aberglauben angefangen hat), sind diese beiden Tage um einiges bedeutender. Die Kinderfrau meiner Familie ist eine Woche vorher in ihr Dorf gefahren, weil dort die Feierlichkeiten (und das Saufen) eine Woche vorher anfangen, und ist erst heute, also eine Woche später, zurück gekommen. Somit hat sie ganze zwei Wochen ihren toten Vorfahren gehuldigt.
Montag, nach Todos Santos, waren übrigens alle Schulen und Büros geschlossen - Entwicklungsland hin oder her, wenn ein Feiertag auf einen Sonntag fällt ist auch hier der nachfolgende Montag frei!
Am Dienstag abend, während der Geburtstagsfeier von meinem Gastopa wurden auch hier die Wahlen in den USA verflogt. Die meisten Leute in Südamerika waren für Obama. Obama repräsentiert einfach nicht das vor allem in den Entwicklungslänedr verhasste "White America", viele knüpfen hier ihre Hoffnungen an einen Präsidenten Obama. Das liegt aber auch daran, dass Bush Südamerika fast gänzlich vernachlässigt hat. Dafür haben Chavez und Morales Gesprächsbereitschaft mit Obama angekündigt. Manch einer hier hat den Auftstieg eines Schwarzen mit der Präsidentschaft des Indios Morales verglichen und ersehen schon einen Schulterschluss der beiden, die die Rassengrenzen überkommen haben, aber das wird wohl eher nicht passieren.

Gestern war ich mit ein paar Freunden im neuen James Bond. Hier in Südamerika, vor allem in Chile, hat der Film für Entrüstung gesorgt. Alles, was in La Paz oder in Bolivien spielt in dem Film wurde in Chile gedreht, und da - wie der aufmerksame Blogleser weiß - Bolivien und Chile verhasst sind, ist das eine nicht hinzunehmende Beleidgung. Es gibt nicht wenige Leute in Chile, die deswegen den Film boykottieren wollen.
La Paz ist dabei auch nicht so gut getroffen. Was schonmal gar nicht passt ist, dass die Leute Englisch verstehen und sprechen, außerdem ist das Hotel viel zu sauber. Die Überlandstraße ist erstens geteert und hat zweitens sogar Spurmarkierungen - vollkommen utopisch!
Was aber wirklich gut getroffen worden ist ist der Taxifahrer, der die ganze Zeit über die Regierung flucht - sowas kommt vor. außerdem hat er den originalen Teppich auf seinem amaturenbrett und irgendwelche Heiligenbildchen am Spiegel hängen-
Nach dem Film waren wir noch ein Eis essen. Ein anderer Volontär, der mit Schuhputzern arbeitet, war auch dabei. Während wir also am Prado saßen und uns unterhalten haben, sahen wir einen der Schuputzer, mit dem er arbeitet. Er kam zu uns und wir unterhielten uns. Zu unserer großen Überraschung ist auf einemal eine Kolonne von 6 Panzern an uns vorbei gefahren, die das bolivianische Militär wohl einfach mal ausführen wollte. Was und wohin die an einem Sonntag abend mitten in der Stadt auf der Hauptstraße von La Paz wollten, bleibt wohl für immer ein Geheimnis...
Irgendwann kam dann natürlich die Frage nach Essen oder Trinken, und entschieden uns, ihm was zu kaufen. Als wir aber nichts nach seinem Geschmack und unseren Preisvorstellungen gefunden haben, fragte er uns, ob wir ihm nicht einfach die 5 Bolivianos so geben könnten. Das wollten wir nicht und sagten ihm halb vorwurfsvoll, dass er sich nur Klebstoff zum schnüffeln kaufen wolle. Darauf wühlte er in seiner zerflissenen Jackentashe, zückte eine zerdrückte Flasche Klebstoffe, grinste uns an und sagte:" Glaubt doch nicht ich wäre nicht vorbereitet - Klebstoff hab ich immer bei mir, dafür brauch ich da Geld nicht."
Da ich nicht in diesem Sektor arbeite fand ich das schon irgendwie krass, aber der andere Voluntär erzählte mir, dass man von Glück reden kann wenn es als Betäubung bei Klebstoff oder Coca bleibt....

So, das wars erstmal. Am 23. November mach ich meine erste Reise nach Argentinien, sobald ich meinen Reiseplan fertig lad ich den hoch!

Tuesday, October 21, 2008

Polizei, Krankheit und der Marsch der 300.000

Am Freitag abend habe ich die volle Strenge des bolivianischen Gesetztes kennen gelernt. Dabei ist mir zu gute gekommen, dass ich bei einer Familienfeier der Gastfamilie meines Zivikollegen Kai den Mayor der Polizeistreitkräfte der Zone "Centro" von la Paz kennen gelernt habe, der ein guter Freund von Kais Familie ist. In weiser Vorraussicht hat er mir damals seine Nummer gegeben und mir eingeschärft, dass dieses Telefon immer erreichbar sei und bei Problemen jeder Art bitte anzurufen ist. Das hat am Freitag abend wirklich geholfen.
Am Freitag waren Kai und ich zusammen mit Andres und einigen seiner Freunde auf einer Feier im Süden der Stadt. Eintritt hat aufgrund ausländischer DJs ganze 50 Bolivianos gekostet, was ungeheuer viel ist. Die getränkepreise waren dementsprechend gepfeffert. Deswegen haben wir uns entschlossen, lieber noch etwas in einer Tienda, einem Tante-Emma-Lädchen zu trinken zu kaufen. Auf dem Weg zurück zur Fiesta, genauer, genau vor eben jener Tienda, liefen uns zwei Gesetzeshüter über den Weg, die ihre nächtliche Patroullie liefen und uns auch prompt ansprachen. Man muss wissen, dass der Alkoholkonsum auf öffentlichen Plätzen in Bolivien verboten ist. Normalerweise verfährt die Polizei wie folgt: die ganz strengen Polizisten kippen das Bier aus, die weniger strengen nehmen es mit um sich selber den abend zu versüßen und manche trinken einen Becher mit, sprechen augenzwinkernd eine Warnung aus und gehen weiter. Am Anfang sah es bei uns so aus, als wären wir an die Gruppe zweiter Art gestoßen. Sie erklärten uns also nach der Flasche greifend, dass wir eine Ordnungswiedrigkeit begangen hätten und man eine Lösung finden müsse. Der eine guckte uns alle einmal an, während der andere sich schon auf den Weitermarsch vorbereitete, als seine Blick bei mir hängen blieb - "Momentmal, woher kommst du?" "Aus Deutschland." "Aha, also ein Ausländer. Das verändert die Situation natürlich gewaltig..." Von anfang an war klar, dass er einfach versuchte mehr für sich aus der Situation herauszuschlagen. Deswegen durften wir uns einen Sermon darüber anhören, dass man als Gast sich an die Gesetze zu halten hat, wobei das gleiche Vergehen meiner bolivianischen Freunde hier total in den Hintergrund rückte. Ob ich meinen Reisepass bei habe, wollte er wissen - "natürlich nicht! Wäre ja auch fahrlässig, aber einen Ausweis meines Arbeitgebers, den habe ich mit." "Ah, ja". Skeptisch mussterte er also meine AFS Karte, die mich eigentlich bis jetzt immer genügend ausgewiesen hat und aus der klar wird, dass ich mich hier legal aufhalte. "Das reicht nicht, ich glaube, wir müssen eine Patroulle rufen!" Auch das noch!!! Mit Engelszungen redeten wir auf ihn ein, erfragten vorsichtig, ob man das nicht auch anders regeln könne, doch jedes Angebot schlug er aus, während sein Kollege eher passiv zusah. Kurze Zeit später diskutierten die Bolivianer mit dem strengeren der beiden, der unbedingt eine Patroulle rufen wollte, während ich den etwas passiveren bekniete. Sie blieben hart, obwohl wir doch "alle Freunde sind und das wie Freunde regeln sollten", oder "Sie das Gesetz sind und wir das Gesetz respektieren, und wir auch gerne dem Gesetz mit einem kleinen Geschenk aushelfen würden". Schlussendlich erinnerte Kai sich an den Freund seiner Familie, den Mayor. Ich sprach gerade - oder immernoch - mit dem passiveren, als Kai mich daran erinnerte, dass ich eben jene Nummer hab. So sagte ich zu ihm:"Wir können Beweisen, dass wir hier legal sind. Wir sind Freunde vom Mayor C....". "Ihr kennt den Mayor vom Zentrum?" "Ja, und den können wir anrufen, aber er wird sich nicht sehr darüber freuen...." Andrés merkte, dass der strenge Arm des Gesetztes zu wanken begann, schüttelte ihm die Hand und sagte "vergessen wir das doch einfach", nicht ohne ihm ein 50 Bolivianoschein in die Hand zu drücken. Nach einer knappen Stunde voller lebhafter Diskussion gingen die beiden Polizisten, um je 2,50 Euro reicher, weiter, und wir endlich zurück!
Samstag morgen bin ich zum Einkaufen zum Markt gegangen. Leider ging es mir garnicht gut, nach 7 Wochen hab ich mir anscheinend zum ersten Mal gehörig den Magen verdorben. Eigentlich gehe ich total gerne zum Markt, weil er einfach nur unglaublich ist. Cholas, die in ihren Fruchtbergen sitzen und jedem Vorbeigehenden ihre Ware anbieten. Die Kohlefrauen, die auf alten Jutesäcken Holzkohle in der Sonne zum trocken ausbreiten oder sie zum Verkauf portionieren. Es ist einfach nur eine Vielfalt an verschieden Ansichten und Gerüchen. Leider waren es vor allem die Gerüche, die mir etwas zugesetzt haben; Fisch, der ungekühlt natürlich auf einem Plastiktisch in der Sonne vor sich hingammlt, Metzger, die ein halbes Rind auf ihrem Rücken über den Markt schleppen, und dazwischen immer wieder Straßenhunde, die versuchen sich etwas Essen zu stehlen oder in den Abfällen rumwühlen. Am schlimmster war das "Fleischerhaus", wo die meisten Metzger ihre Geschäfte haben und auch schlachten. Es hat gestunken, überall auf den Theken lagen alle möglichen Stücke von Rind, Schwein oder Schaf, ein Rinnsal von Blut und Abfall suchte seinen Weg aus dem Schlachtraum zum Ausguss, der leider in der Mitte der Verkaufshalle war und somit von allen Leuten passiert wurde, dazwichen immer wieder Fliegen und vor allem Straßenhunde, die aber von den Metztgern vertrieben wurden... nicht wirklich appetitlich, und zu allem überfluss haben wir auch noch ein Rinderherz gekauft, um Anticucho zu machen, was eignetlich total lecker ist, aber in dem moment nicht gerade meinen Appetit anregte sondern eher das gegenteilige förderte...
Am Nachmittag ging es mir etwas besser, also sind Kai und ich zum Oktoberfest in La Paz gegangen, dass vom deutschen Club organisiert wurde. Kurz nach Ankuft meldete sich mein Bauch wieder, so dass ich es da nicht wirklich genossen habe. Das ganze Fest war stilecht gehalten, wirkte aber total surreal weil sich um uns herum die Anden um La Paz erstreckten. Immerhin traf ich den Herrn der deutschen Botschaft, mit dem ich im letzten Monat wegen der Visa zusammengearbeitet habe, wie er in Lederhosen und Bayernhut zu Blasmusik seinen Bierkrug schwänkte...
Sonntag hab ich das Bett gehütet, inzwischen geht es meinem Magen auch viel besser. Was sich sonst noch so ereignete, hat glaube ich auch seinen Weg in die deutschen Nachrichten gefunden: Vor rund einer Woche sind meist Leute der indigenen Bevölkerungsgruppen zu einem Marsch auf La Paz aufgebrochen, um ihre Unterstützung für Evo Morales und die neue Verfassung kund zu tun. Der Marsch wurde von der Regierung organisiert, und manch einer hier sagt, dass die Regierung jeden einzelnen Mitläufer entlohnt hat. Fast eine Woche liefen die Leute aus dem Süden des Landes Richtung La Paz, und je nach angaben sollen sich zwischen 100.000 und 300.000 Menschen angesammelt haben. Während der letzten Woche wurde berichtet, dass es erhebliche Ernährungsprobleme gab während des Marsches.
Gestern erreichte der Marsch La Paz und wurde für die letzten 50 Kilometer von Morales persönlich angeführt, der die Menschenmenge zum Plaza Murillo vor das Parlament lenkte, wo eine Kundgebung stattfand. Genaueres findet ihr hier http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,3728548,00.html.
Für mich bedeutet das nur, dass ich abends nicht in Centrum soll, weil die MASisten Gringos wie mich nicht gerade mögen, weil wir halt ihr Freindbild verkörpern. Bis jetzt ist zwar alles ruhig, aber sie haben ihrern Erfolg gefeiert und Betrunkene will ich auch nicht provozieren. Mein Gastvater, der nahe des Plaza Murillo arbeitet, ist heute ohne Anzug zur Arbeit gegangen, weil die MASisten auch die Mittelschicht für ihre Misere verantwortlich machen, und zur Mittelschicht gehören pauschal alle Anzugsträger. Außerdem gab es heute morgen kein Brot zu kaufen; mehr als 100.000 Leute müssen schließlich auch irgendwie ernährt werden!!

Thursday, October 16, 2008

"Dienstreise" nach Chile

Am Montag nachmittag bin ich von meiner ersten kleineren Reise zurückgekommen. Sie führte mich in die wunderschöne Küstenstadt Arica nach Chile. Warum dienstlich?? Weil Bolivien seine Visabestimmungen unglaublich verschärft hat und deswegen fast alle, weder Freiwillige noch Austauschschüler hier, kein Visum haben.
Zu den neuen Bestimmungen, neben dem deutschen Führungszeugniss und allen möglichen anderen Dokumenten in den verschiedensten Formen und Sprachen, gehört auch ein internationales polizeiliches Führungszeugnis, dass man sich bei Interpol abholen kann. Letzte Woche war ich deswegen bei Interpol, und ich kam mir vor wie in einem Film der irgendwo in Kuba spielt und auch eine Szene in einem Regierungsgebäude enthält.
Interpol ist mitten in der Stadt nahe dem Plaza Murillo, in einem weißgetünchten, holzverkleidetem dreistöckigen Flachbau, schön vor einem kleinen Plaza mit Palmen gelegen. Bei Reingehen begrüßte mich ein freundlicher, aber gelangweilt dreinschauender Polizist der Nationalpolizei, in seiner grünen Uniform mit schwarzer Krawatte und streng zurückgekämmten Scheitel. Ich wurde von der Pforte in die Büroräume geschickt, und die waren wirklich unglaublich klassisch. Im Warteraum stand eine alte, rote, durchgesessen Coutsch, auf der sich andere Ausländer geduldeten, bis man zur Personalaufnahme aufgerufen wird. An der Decke surrte ein Ventilator, die großen, in schweren Holzrahmen eingelassenen Fenster standen offen und im Warteraum vermischten sich somit die Stimmen der Beamten mit den Geräuschen des Verkehrs und dem Klackern der Schreibmaschienen. Einmal aufgerufen saß ich einem freundlich dreinblickenden, untersetzten Bolivianer gegenüber, der nach der Begrüßung sich aufrecht auf seinen abgewetzen schwarzen Ledersessel setzte, seine grüne Polizeimütze mit Akribie neben seiner Schreibmaschiene auf seinem dunkelen Eichentisch positionierte und anfing, den Fragekatalog abzuarbeiten und feinsäuberlich mit Hilfe eben jener Schreibmaschiene auf irgendein Papierchen zu bannen. Da es in Bolivien keine Postleitzahlen gibt, hat er die meine beim Eintragen meiner deutschen Adresse einfach weggelassen. Es is also aüßerst fragllich, ob eine Beschwerde jemals ankommen würde oder man mich mit dieser Adresse bis nach Deutschland verflogen könnte. Zum Abschluss wurden noch meine Fingerabdrücke genommen, aber nicht nur der vom Daumen wie in Deutschland oder den USA, sondern gleich, wahrscheinlich nur um sicher zu gehen, von allen zehn Fingern. Mit der Sanftheit eines Metzgers drückte ein anderer Polizist meine Finger auf einen dreckigen Vordruck und rollte jeden meiner Finger schön hin und her, damit der Abdruck besonders deutlich verschmiert. Ich frag mich sowieso, wie die im Fall des Falles die Abdrücke abgleichen wollen, weil ich kaum glaube das die Abdrücke geordnet geschweige den digitalisiert werden, und ein Computer-Erkennungsprogramm in einem Büro, das sonst nur mit Schreibmaschienen ausgestattet ist, wird es wohl nicht geben....
Aber zurück zu der Reise nach Chile! Eine Austauschschülerin aus den Phillipinen musste ihr Visum bei einem Konsulat im Ausland beantragen, und das nächste ist nunmal in Arica in Chile. Somit sind noch ein paar andere Leute aus dem Büro und zwei Freiwillige mitgefahren, um den Anlass zu nutzen. Natülrlich rein dienstlich, versteht sich. So ging es also in einem recht gut ausgestatten Bus am Mittwoch morgen in aller Frühe Richtung Chile. Die acht Stunden Fahrt vergingen recht gut, da die Route wiedermal durch wunderschöne Andenlandschaften führte, vorbei an wildgrasenden Lamaherden oder Flamencos, die in spiegelklaren Gebiergsseen ihr Dasein verbrachten. Die einzige Überraschung hatten wir an der Grenze. Einer der Freiwilligen hat bei Einreise nur ein 30 Tage Visum bekommen, war also seit einigen Tagen illegal, oder sagen wir, klandestin in Bolivien. Der Grenzer wollte nicht seinen Ausreisestempel in den Pass drücke, ohne dass er für jeden Tag ohne Aufenthaltsgenehmigung eine Gebühr von 15 Bolivianos zahlt. Wir diskutierten und bettelten, doch nach einem geflüstertem Gespräch mit einem seiner Kollegen kam er nur kopfschüttelnd zurück und sagte, wir müssten zahlen. Auf die vorsichtige Frage, ob es nicht noch eine andere Möglichkeit gäbe, das Problem beizulegen, guckte er uns kurz an, schielte rüber zu seinem Kollegen, der gerade beschäftigt war und gab uns als Antwort ein mehrdeutiges "Ich helfe euch, wenn ihr mir helft" zurück. Ein paar kleine Scheinchen Bolivianos wechselten den Besitzer, und eine halbe Minute später standen wir alle vor dem Büro - mit Ausreisestempel. Ärgelich war zwr schon, dass wir was bezahlen mussten, aber wenigstens war das Schmiergeld geringer als die Strafgebühr. An der Grenze konnte man noch einige andere interessante Sachen beobachten. Zum Beispiel die ganzen Autotransporte, die halb verrostetet und schon arg gebeutelte Modelle nach Bolivien brachten. Bolivien ist sowas wie der Autofriedhof Südamerikas, was sich im tagtäglichen Leben wie auch an der Grenze mal wieder bewies.
In Arica hatten wir uns in ein wunderschönes Apartment mit Blick auf den Pazifik eingemietet, und die Tage verbrachten wir meistens im kleinen, aber wunderschönen Stadtkern oder am Strand. Dieser Abschnitt Chiles gehörte mal zu Bolivien, wurde aber nach dem Salpeterkrieg, doer auch Pazifikkrieg, von Chile annektiert. Wegen diesem Krieg haben die beiden Länder noch heute keine diplomatischen Beziehungen, und die Schilderung ist so verschieden wie die Länder selbst. Die Region ist reich an Salpeter und Kupfer, welches im 19. Jahrhundert meist von Chilenen abgebaut worden ist. Bolivien erhob allerdings Steuern. Die Chilenen sagen, dass trotz bezahlter Steuern die Mienen von Bolivien besetzt wurden, um mehr Geld zu forden. Für Chile untragbar, es gab einen Krieg, den Chile gewann und die region wurde sich einverleibt. Die Bolivianer sagen folgendes: die Chilenen wollten ihre Gebiete ausweiten und griffen an Karneval, als alle Bolivianer besoffen und ausgelassen feierten, die Gegend aus einem Vorwand an. Da Bolivien alle seiner Kriege verloren hat, ging auch dieser verloren. Ich glaube, dass die bolivianische Schilderung wohl eher stimmt, da Chile im gleichen Krieg bis nach Lima in Peru marschierte und auch einige Gebiete von Peru annektierte.
Chile ist heute das reichste Land Südamerikas, und man sieht es an den Straßen, Häusern und Autos. Alles ist mehr geregelt, und viel viel teuerer. In Arica gibt es trotzdem gute Schwarzmärkte. Das Meer eignet sich gut zum Surfen, aber abgesehen von der Stadt ist die gegend wüstenähnlich sandig. Arica ist die Stadt des ewigen Frühlings mit kaum Niederschlag, was nicht gerade den Pflanezen gut tut. Arica ist berühmt für "El Morro", ein Fels, der in den Pazifik ragt und von dem man einen wunderschönen Ausblick auf den Ozean und die Stadt hat.
Die Tage vergingen wie im Flug, beim Faulenzen in der Sonne verliert man irgendwie das zeitgefühl, auch wenn ein gelegentliches Bad im erstaunlich warmen (20 Grad) Pazifik mich ab und an richtig wach machte. Der Unterschied des Sauerstoffgehaltes zwischen 4000 und 10 Höhenmetern ist gewaltig. Beim Joggen am Strand war ich erstaunt, das ich ohne Probleme 40 Minuten laufen konnte, ohne hier sonderlich viel gelaufen zu sein. In Chile habe ich außerdem meinen ersten Delfin gesehen, der aber leider tot an den Strand gespült wurde und dem Vögel und Straßenhunde arg zugesetzt hatte.
Die Rückreise verlief natürlich nicht wie geplant. Eigentlich wollten wir am Sonntag morgen los, aber die Chilenen haben weiß Gott warum mitten im Oktober ihre Uhr eine Stunde vorgedreht, was weder in Bolivien üblich ist noch uns bekannt war, so dass wir nach alter Zeit pünktlich am Busterminal waren, nach neuer aber zu spät! Deswegen blieben wir ein Tag länger als geplant, was aber bei dem wunderschönen Wetter nicht weiter schlimm war.

Wednesday, October 1, 2008

Ein Monat in Bolivien

Die Reise nach Arika hat sich leider etwas verzögert, so dass ich erst nächste Woche Mittwoch erst fahren werde.
Inzwischen bin ich seit 5 Wochen hier, seit 4 Monaten arbeite ich. Und es ist wirklich ertaunlich, wie rasend schnell man sich einlebt.
Inzwischen habe ich einen richtigen Alltag, und ich habe mich an vieles gewöhnt. Noch vor einem Monat bin ich zitternd aufgewacht, bin zitternd aus der Dusche gekommen und hab mich nochmal in mein Bett gelegt, um mich aufzuwärmen. Die Häuser sind weder isoliert noch haben sie eine Heizung. Deswegen war mir vor allem morgens und abends, wenn in La Paz die temperatur fällt, wirklich kalt. Inzwischen geht es viel besser. Statt unter 5 Decken schlafe ich nur noch unter 3 oder 4, und inzwischen habe ich auch raus, wie ich morgens so viel warmes Wasser wie möglich bekomme; am Duschkopf ist hier ein elektronischer Wasserheizer angebracht, der ab einer bestimmten Wassermenge erst anspringt, aber zu schwach ist um einen starken Strahl zu erhitzen. Ich muss also genau den Moment abpassen, in dem genügend Wasser kommt, um den Boiler anspringen zu lassen, um möglichst warm zu duschen. Leider geht der Boiler andauernd aus, letzte Woche war er auch kaputt. ganz ums kalt duschen komm ich also nicht.
Genauso zu meinem Alltag sind die beiden alten Autowäscher geworden, die jeden morgen, wenn ich das Haus verlasse, rauchend an der gleichen Stelle meiner Straße sitzen, auf Kundschaft warten und mich mit einem freundlichen "buenos dias joven" begrüßen. Oder die Autolawiene, die sich morgen um morgen ohne jegliche Regeln durch die Stadt wälzt, unterstrichen von wildem gehupe und wüsten Beschimpfungen, wenn es mal wieder fast zu einem Unfall kommt.
Der verkehr hier ist ein Kapitel für sich. Die Begenbenheiten der Stadt stellen eine unglaubliche herausforderung an Mensch und Maschiene, weil die Straßen steil, eng und verwinkelt sind. Die Taxi-, Trufi-, Mikro- oder Minifahrer jagen ihre Autos im ersten Gang bei 4000 Umdrehungen die Anstiege hoch. Vor einer kreuzung wird generell nicht gehalten, sondern gehupt und einfach weitergefahren. Der andere wird schon bremsem.
Zur Erklärung: Trufis sind normale Limosinen, die eine vorgegeben Route fahren. Minibusse sind meist alte Toyota-Kleinbusse, in die ein paar enge Sitzreihen eingebaut worden sind und wo immerhin 12 leute Platz finden. Begleitet werden diese Fahrzeuge von einem Schreier, der sich während der Fahr aus dem Fenster lehnt und die Fahtrichtung den Passanten entgegenschleudert. Um Passanten aufzunehmen, werden schonmal gerne halsbrecherische Manöver in Kauf genommen, wie von der ganz linken Spur im dichten Stadtverkehr an den rechten Gehweg zu ziehen. Ein Mikro ist ein alter, stinkender Bus, der so aussieht wie die schulbusse in den USA, aber statt gelb blau ist, dafür genauso unbequem. Ich nehme in diesen Bussen meist eine Sitzbank für mich ein, weil ich einfach meine Beine zur Seite strecken muss. Die Leute hier sind im Allgemeinen eher klein. Die tür bleibt immer dabei immer auf, und man muss gelgentlich schon mal auf den zwar langsam fahrenden, aber immerhin noch fahrenden, Bus springen, weil der Busfahrer keine Lust hat anzuhalten. Beim Aussteigen ist es nicht anders. Haltestellen gibt es grötenteils nicht, man sagt einfach Bescheid wann man aussteigen will und das Gefährt hält. Ab und zu stinkt es aber ganz gut im Bus, zum einen weil es das billigste aller Gefährte ist (Strecke jeder länge ein Boliviano=9 cent), und weil auch hier gerne mal Tiere mitgenommen werden....
Mometan gibt es sonst nicht allzuviel neues, es ist schon sowas wie Alltag aufgekommen. Ich habe angefangen, an einer Uni Basketball zu spielen. Allerdings trainieren die vier mal die Woche, was mir etwas viel ist, weil ich noch was anderes gerne machen würde außer zu spielen. Heute werden wir in den untersten Stock unseres Hauses ziehen, weil das Dach endlich repariert wird (es regnet rein), sonst geht es wie gesagt nächste Woche nach Arika. Am Wochenende ist in La Paz das Pacena Bier- und Musikfest, zu dem ich auf jeden Fall hingehen werde. Also bis bald!

Tuesday, September 23, 2008

Begegnung einer etwas anderen Art

Am Sonntag fuhr ich mit meinen Kollegen, inzwischen schon Freunden, Jonas, Andrés, Pamela und ihrem Mann Juanjuo nach El Alto zur Feria. Die Feria ist eine Straßenmesse, die jeden Sonntag in El Alto stattfindet und insgesamt rund 45.000 Stände fasst. Hier kann man wirklich alles kaufen; Kleidung, Schuhe, elektronische Geräte, Essen, Autos, einfach alles, was man nur kaufen kann. Die Sachen sind in der Regel gebraucht.
Bei Ankunft versteckten wir unsere Sachen in unseren Innentaschen, weil hier oben in den engen, ungepflasterten Straßen in dem Geschiebe und Geschubse zwischen den Ständen gerne Leute beklaut werden. Ich, als Gringo, so wurde mir gesagt, müsse besonders achtsam sein. So haben wir uns in das Getümmel gestürzt, und es war wirklich extrem lustig stundenlang bei den Ständen zu stöbern, Sachen anzuprobieren und letzteenendes mit dem Verkäufer um jeden Boliviano zu feilschen. Erstaunlicherweise habe ich sogar Sportschuhe in meiner Größe gefunden. Wo die herkommen, will ich allerdings nicht wissen.
An jedem zweiten Stand hingen Pullis von irgendwelchen Sportmannschaften, darunter auch Schulteams aus z.B. den USA, wo noch die Namen der Vorbesitzer draufwaren. So hätte ich mich gut eindecken können mit Pullis, die vorher Meagan, Kyle oder Stefan gehört haben. Am nächsten Tag hat mir mein Mitarbeiter Nelson zum gleichen Thema erzählt, dass sein Onkel mal übefallen und ausgeraubt worden ist. Um sich ein billiges Handy zu kaufen, ist er auch nach El Alto gefahren. Nach kurzer Suche fand er an einem Stand sein Handy, nebst Brieftasche und seinen anderen Habseligkeiten. Fast alles, was geklaut oder gefunden wird, landet auf der Feria, nachdem es durch einige Hände gegangen ist.
Hier oben kommen nur sehr sehr selten Touristen hin. Deswegen wollte mich der eine Schuhverkäufer warscheinlich auch abziehen. Ich hatte gute Schuhe gefunden, nur als ich beide anprobiert hatte, war der eine in 45, der andere in 46. Als ich ihn drauf ansprach meinte er nur verwundert "cheee, stell dich nicht so an, was ist schon eine Größe unterschied..."
Das erstaunlichste Erlebnis hatte ich mit einer schon etwas älteren Chola, die am Straßenrand saß und irgendwas verkauft hat. Andres und ich sahen uns ihre Sachen an, als die Frau aufblickte und mich ansah, dabei ihre Tochter anstubste und sagte: "Schau mal den Jungen an. Hija, so sehen Engel aus". Andres und ich waren total verdutzt und verließen den Stand ohne was zu kaufen. Als wir gingen hörten wir sie noch sagen, "heute ist ein glüklicher Tag, denn heute wurden wir von einem Engel besucht"....

Später am Nachmittag, nachdem wir die Feria voll beladen verlassen hatten, bin ich noch zzum Clasico gegangen. Das ist das Spiel zwischen den beiden ältesten Fußballvereinen der Stand, zwischen Bolivar und The Strongest. Das Spiel war ausgesprochen gut, auch wenn das Niveau nicht wirklich hoch ist und es zum Teil schon ganz schönes Gekicke war. Es war ein offenes Spiel, das am Ende keinen Sieger verdient hatte und auch gerechterweise 3:3 ausging. In den letzten 5 Minuten ging es noch richtig gut zur Sache. Beim Stand von 2:2 gab es erst einen Lattenschuss von The Strongest. Eine Minute später liefen sie einen Konter, Zweikampf im Strafraum, der Stürmer fällt, Elfmeter! Höchst umstritten, es gibt minutenlang Geschubse und Gerangel um den Schiedsrichter, aber das ändert nichts an der Entscheidung. Der Elfmeter wird verwandelt, die einen Schreien vor Freude, die anderen vor Aufregung. Nach Anstoß wird der Ball von Bolivar nach vorne gebracht, es läuft die Nachspielzeit. Ein Fall vor dem 16 Meterraum, Freistoß. Wieder Gerangel. Aber, der Schütze läuft ein, schießt, und der Ball geht rein! Unglaublich schönes Freistoßtor, auch letzte Aktion des Spiels. Wirklich gutes Spiel!!!
Anders als in Deutschland laufen nach dem Spiel Zuschauer auf den Rasen. Und die Schiedsrichter werden hier von einem Einsatztrupp Polizisten in voller Kampfmontur (Helm, Schlagstöcke, Pistole und Schilder) gedeckt und vom Spielfeld geführt. Aber nach dem Spiel blieb zum Glück alles ruhig.

So, das nächste Mal schreib ich etwas über meine erste größere Reise. Am Mittwoch oder am Donerstag geht es für mich für ein paar Tage nach Arika, Chile.

Tuesday, September 16, 2008

Oruro - ein Auto wird getauft

Am Samstag habe ich meine erste kleinere Reise in Bolivien gemacht. Dabei ging es nach Oruro, eine weitere Stadt im Hochland Boliviens, zusammen mit meinen Kollegen Jonas und Carla und Rosaria, eine Freundin von Jonas, die Chilenin ist aber gerade einen Freiwilligendienst in La Paz abeistet. Ziel der Reise war, einen Vortrag beim lokalen Komitee zu halten. Für die ca 260 Kilometer Fahrt haben wir erstaunlicherweise nur rund 3 einhalb bis 4 Stunden benötigt. Für ganze 15 Bolivianos (umgerechnet 1,45 €) ging es Samstag früh ein natürlich später als eigentlich angegen los. Die normale Verspätung hier bei allem beträgt ungefähr eine halbe Stunde bis Stunde. Deswegen macht man bei wichtigen Sachen aus, ob man sich nach der "hora normal" oder "hora boliviana" (mit Verspätung) trifft.
Die Fahrt war recht unspektakulär. Es ging für Stunden auf einer engen, aber dafür größtenteils geteerten Landstraße immer geradeaus durch das bolivianische Hochland. Die Landschaft hier oben ist nicht besonders, es ist karg, braun und staubig, man kann endlos weit die flache, triste Ebene des Hochplateaus entlangsehen, nur am Horizant ragen winzigklein die Spitzen der Cordilleren hervor. Der Bus fuhr durch kleine Dörfer, in denen die Landstraße die Lebensader ist. In diesen Dörfern rekrutiert Morales den großteil seiner Unterstützer. Hier leben die armen Bauern des Hochlandes in Lehmhütten ohne Zugang zu Bildung, aber in der Hoffnung das "ihr" Präsident, der selber mal Cocabauer war, die Tür zu einer besseren Zukunft aufstoßen wird...
Nach zwei Stunden Fahrt fing es im Bus leider etwas an zu stinken, weil die Sonne vom strahlend blauen Himmel den Bus gut aufgeheizt hat. Vielleicht lag es aber auch daran, dass manche Mitreisende ein Huhn oder anderes Getier dabei hatten. Während der ganzen Fahrt kamen wir in den Genuss bolivianischer Schlagerpops, was sich zum Glück nicht so anhört wie Michael Wendler, aber auf Dauer genauso nevig ist. Hauptelemente sind hier Panflöten, die in jeder Gesangspause irgendwas Dudeln, irgendwelche einheimische Zupfinstrumente und ein Sänger, der in einem lamentierenden Singsang verlorene Liebe, seine Heimat oder sonstige Themen beklagt.
Einen kleinen Schock bekam ich, als wir durch die Randorte von Oruro gefahren sind, weil hier die Stadt wirklich hässlich ist. Die Häuser sind total heruntergekommen und verfallen, überall ist viel Müll und streunende Hunde. Aber der Verfall hat einen Grund. Oruro ist eine Bergarbeiterstadt und war mal der Industriemotor des Landes. Aber wie in allen auf einen Industriesektor zugeschnitten Städte ging mit dem Rückgang des Bergbaus auch der allmähliche Verfall der Stadt einher, weil einfach die Menschen wegzogen und die Häuser nun leerstehen und sich selbst überlassen werden. Der Strukturwandel ist in einem Land wie Bolivien natürlich auch schwieriger zu bewältigen als woanders...
Dafür ist aber die Innenstadt wirklich schön. Es gibt viele Parks, öffentliche Plätze und Kirchen. Oruro ist nämlich für zwei Dinge berühmt: den Karneval, und für ein Gemälde der Jungfrau Madonna, die hier Schutzpatronin der Arbeiter war. Hier ist die Heiligenverehrung, ähnlich wie in Spanien, generell viel ausgeprägter als in Deutschland.
Nachdem wir aus der Kirche kamen, hatten wir das Glück, einer Autosegnung beizuwohnen. Ja, ihr habt richtig gelesen, hier gibt es den Brauch, dass Autos in einer feierlichen Zeremonie gesegnet werden. Das sah wie folgt aus: Das Auto ist geschmückt wie bei einer Hochzeit, mit Blumensträuchen an der Motorhaube und am Kofferaum. Die Plastikfolien waren noch auf allen Sitzen und Amaturen drauf. Der Priester kommt in seinem Messgewand nach der Messe mit Weihwasser zur Feiergemeinde, beglückwünscht den Besitzer, spränkelt Weihwasser auf den Motorblock und segnet den Wagen sowie den Besitzer. Danach wird der Besitzer von allen beiwohnenden herzlichst beglückwünscht, es gibt was zu Essen und Trinken. Danch greift der Besitzer zur Sektflasche, zerdeppert diese am linken Vorderreifen, gibt seinem Auto einen Namen. Es gibt mehr Essen. Danach greift er zur Cola, sprüht etwas Cola auf den Motorblock, läuft danach ums Auto und besprüht es dabei. Seine Frau läuft im hinterher und bewirft das Auto mit weißen Rosenblüten, danach wird mehr gegessen und getrunken. War schon wirklich lustig dabei zuzusehen.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit unserem Vortrag. Es gab allerdings mal wieder leckeres lokales Essen, wobei ich wieder nicht weiß was es war geschweige den wie es heißt...
Alles in allem war der Trip wirklich gut, auch wenn Oruro verdammt kalt ist (liegt auf mehr als 4100 Metern). Dafür sind die Bewohner sehr nett. Das Komitee hat uns alle aus La Paz offiziell zum Karneval eingeladen, und ich glaube, das ich mir das nicht entgehen lassen werde.

Monday, September 15, 2008

Muela del Diablo

Der Muela del Diablo ist ein Fels, der etwas südlich von la Paz auf einem Beghang liegt (siehe Fotos). Übersetzt heißt es Teufelszahn, und um diesen Fels ranken sich viele Mythen der Aymara. Angeblich saugt das Loch im Fels am Fuße des Teufelszahns unachtsame Hunde und junge Männer ein, die dann für immer verschwinden. Der Teufelszahn ist, so wurde es uns jedenfalls gesagt, ein inaktiver Vulkan. Außerdem ist er ein beliebtes Ziel der Städter für Wanderungen am Sonntag, also haben Kai und Ich uns letzte Woche auch aufgemacht.
Anfangspunkt ist ein Friedhof namens San Pedegral im Süden der Stadt. Von da aus folgt man der Landstraße, die hier nur eine Schotterpiste ist, den ersten Berg hoch. Dieser erste Anstieg war extrem steil und für mich auch anstrengend, weil das meine erste sportliche Betätigung war seit dem ich hier bin und die dünne Luft mich schnell hat außer Atem kommen lassen. Die Straße mündet schließlich in einen Wanderweg, der durch ein kleines Bergdorf führt. Das Dorf war schon ein Erlebniss für sich; Häuser aus Lehmziegeln mit Dächern aus Wellblech, Esel und Schweine, die in Anbauten neben den Hütten gehalten werden und sich in der kargen Berglandschaft ihr Futter suchen, und das alles vielleicht eine Stunde außerhalb von La Paz...
Leider war die Beschilderung des Weges nicht so super (Überraschung), und somit haben Kai und ich uns erstmal ein bisschen verlaufen, was im Endeffekt nicht schlimm war, weil wir erstens Zeit hatten und zweitens mit einem wunderschönen Blick auf die Stadt belohnt wurden.
Der Weg hoch zum Muela führte durch wunderschöne Berglandschaften, bizarre Felsformationen und Kartoffelfelder. Es hat stark ans valle de la Luna erinnert, weil auch hier die gleichen Phänome die zum Teil sehr weichen Steine geform haben.
Am Muela angekommen haben wir erstmal eine Pause gemacht und was gegessen und dabei den unglaublichen Ausblick genossen, da wir auf ca. 4000 Meter Höhe waren und weit in die Täler schauen konnten. Leider haben wir es nicht ganz auf den Berg geschafft, weil dafür Kletterausrüstung nötig ist, aber wir haben ja noch ein Jahr Zeit um sowas zu machen.
Auf dem Rückweg sind wir einen anderen Weg gekommen und somit noch ein bisschen durch die Berge südlich von La Paz gewandert. Dieser war allerdings sehr steil, eng, steinig und rutschig, so dass wir froh waren, als wir nach einer eineinhalbstündigen Rutschpartie endlich wieder in der Stadt angekommen sind. Beim Abstieg sind wir dabei durch Las Floridas, einem Teil der Zona Sur gelaufen, der mit zu den reichsten Teilen gehört. Für uns war es komisch zu sehen, wie nur durch einen Berg und vielleicht durch 4 Kilometer Luftlinie getrennt die einen in Lehmhütten hausen, wohingegen in diesem Teil ein Porsche vor einer riesigen Villa mit bewaffneten Wachpersonal steht...
Die Wanderung war auf jeden Fall gut um sich zu akklimatisieren. Unser erster mehrtätige Trekkingtrip wird dann wahrscheinlich in Peru der Inka Trail sein, bei dem man außerhalb von Cuzco startet und zum Machu Picchu läuft. Die Fotos zum Hike sind übrigens rechts neben Eintrag.

Friday, September 12, 2008

la Paz

La Paz liegt in einem Talkessel, erstreckt sich aber auch auf die umliegenden Berghänge. Die Stadt an sich ist wie folgt aufgebaut: ganz im Norden ist El Alto, eine eigenständige Stadt, die aber fließend in La Paz übergeht. El Alo ist der höchstgelegende Teil des Städtekomplex, und hier liegt auch der Flughafen. Die Bewohner im Süden sagen über El Alto, dass es kalt, dreckig und hässlich ist. Kalt ist es da oben wirklich. Der Höhenunterschied zwischen dem höchstgelegen Teil El Altos und der Südzone La Pazs beträgt 1000 Höhenmeter, was ungefähr einen Temperaturunterschied von 5-7 Grad ausmacht. Als es in la Paz letzte Woch geregnet hat, hat es in El Alto geschneit.
Dort oben ist es für Ausländer wirklich niciht so sicher, aber dot oben gibt es bis auf eine schöne aussicht auf die Stadt nicht so viel. El Alto wächst sehr schnell, aber der Großteil der Neubürger sind arme Campesinos aus dem Hochland, die hier ihr Glück versuchen, weswegen die Armut wieder zunimmt. Auf dem Weg zum Titikakasee fährt man durch die Randgebiete El Altos, und da hab ich halt auch gesehen wie die Frauen ihre Wäsche in dem momentan total dreckigen Fluss (momentan dreckig, weil Trockenzeit ist und er wenig Wasser führt, so dass die Abwässer nicht flussabwärts gespült werden) waschen. Der großteil der Bevölkerung in El Alto sind Quecua oder Aymara. An den Mauern und Häuserzeilen sind überall Aufrufe zur Unidad (einheit) und Pro Evo Sprüche, weil er auch hier große unterstützung findet.
Ich wohne und arbeite im Zentrum. Hier befindet sich die Flaniermeile (Prado), genauso wie ein paar Wolkenkratzer, die Regierungsgebäude, einkaufsmöglichkeiten und viele Pubs und Bars.
im Süden der Stadt liegt die sogenannte Zona Sur. Das ist das wohlhabenste Viertel von La Paz. Von Armut und den sozialen Problemem bekommt man hier unten nicht viel mit. Es ist eigentlich eine Reichenenklave. Die Häuser sind zum teil riesengroß, aber dafür auch gut geschützt. Die meisten Straßenzüge haben einen privaten Wachdienst.
Die Straßen in der Stadt sind eigentlich alle recht gut, sind aber zum teil recht steil und führen irgendwie ineinander. Die Straßen sind gesäumt von kleinen Ständen, an denen man tagsüber für ein paar Bolivianos wirklich alles von Obst, Süßigkeiten, Pflegemitteln zu Handys und anderen Elektrosachen bei Indiofrauen kaufen kann. nachts werden dann irgendwelche gerichte angeboten, die auf holzkohleöfen auf den Gehwegen gekocht werden.
Außer den Ständen stechen drei weitere Gruppen total ins Auge, weil sie überall aufzufinden sind und das Stadtbild sehr prägen: Schuhputzer, Wachpersonal und Bettler.
Man kann sich an jeder ecke für ein bis zwei Bolivianos seine Schuhe putzen lassen. Die schuhputzer erkennt man an ihrem kleinen holzkasten, in dem sie ihre Politur aufbewahren und der gleichzeitig als sitz dient, und an ihren Skimasken, die sie immer anhaben.
Wachpersonal ist hier wirklich an jeder ecke vorhanden. momentan, aufgrund der Unruhen, wurden sogar uniformierte mit Schlagstöcken vor den bankautomaten postiert. In Cafes und Supermärkten ist es aber normal. Meistens sind die wächter nur mit Schlagstöcken bewaffnet, nur vor den banken sieht es anders aus. Am Anfang war es für mich wirklich befremdlich, von zwei Männern mit kugelsicherer Weste und Pumpgun im Anschlag begrüßt zu werden, als ich ins Bankgebäude reingegangen bin, inzwischen habe ich mich an diesen Anblick vor Kreditinstituten und anderen wichigen Gebäuden gewöhnt.
Traurigerweise gibt es auch sehr sehr viele Bettler. Sie sind meist alte Indigene, die wirklcih Hilfe brauchen. Wenn man ihnen was gibt, wird man auf aymara oder quechua gesegnet, wenn man nichts gibt in dne selben sprachen beschimpft oder verflucht.
Die indigenen Frauen, die Cholas heißen, erkennt man auch sofort. viele von ihnen tragen traditionelle Kleidung, also bunte Röcke und lagenweise Ponchos. Man sieht sie auch nur selten mit Tüten. Ihre einkäufe tragen sie in Decken gehüllt auf den rücken. Genauso werden auch Babies und Kleinkinder transportiert, was wirklich lustig aussieht. Das Bild wird von einem Bowlerhut abgerundet. Das sind die schwarzen Melonen, die eigenltich aus Enland kommen. Sitzt der Hut schief, ist die frau noch nicht verheiratet, sitzt er geade, dann schon.

Thursday, September 11, 2008

Die politische Situation

Ich weiß nicht, was gerade über die momentane Situation in Bolivien in Deutschland berichtet wird. Deswegen schreib ich mal ein bisschen was über die situation und die Problematik dahinter.

Der Grund für die Demos und Proteste momentan in Bolivien ist die Politik vom Präsidenten Evo Morales. Evo Morales gehört der Partei MAS (movimiento al socialismo, Bewegung zum Sozialismus) an, und hat eine Umverteilung der Staatseinnahmen begonnen. Bolivien an sich ist reich an Bodenschätzen wie zum Beispiel Gas. Die Vorkommen wurden aber immer von ausländischen Investoren bearbeitet, so dass der Großteil des Gewinns auch außer Land geflossen ist. Morales hat nun begonnen, die Gasfirmen zu verstaatlichen, um die Gewinne umzuverteilen.
Bolivien an sich ist ein sehr zentralistisches Land. Alles, was das Land betrifft, wird in La Paz entschieden. Die einzelnen Provinzen haben nicht so viel entscheidungsspielraum. Im Zuge der Verstaatlichung der Firmen ist auch eine Umverteilung der Gewinne einhergegangen. Morales will, dass alle Einnahmen nach La Paz gehen und von hier aus umverteilt werden.
Die Provinzen, die die meisten Gewinne einfahren, sind aber Santa Cruz, Tarija und Beni. Für sie bedeutet die Umverteilung ein klarer Verlust, außerdem fühlen sie sich ungrecht behandelt, weil ihr hart erarbeitetes Geld nicht in der Provinz bleibt. Somit fordern sie mehr Autonomität und eine Dezentralisierung der Regierung ein!
Der Konflikt wird von der ethnischen Verteilung im Land noch angefacht. Im Hochland und um La Paz leben größtenteils Menschen indigenger Abstammung, die fest hinter "ihrem" indigenen Präsidenten Morales stehen. Im Süden leben eher die Nachfahren europäische Einwanderer.

Das passiert gerade genau im Land: In Santa Cruz, Beni und Tarija gibt es Straßenblockaden, so dass diese Städte nicht erreicht werden können. Der Flugahfen in Santa Cruz wurde zeitweise auch besetzt. Täglich gibt es Demos und Proteste in diesen Städten, die leider zum Teil leider nicht immer friedlich ablaufen. Für den Rest des Landes bedeutet das, dass bald Fleisch und Getreide knapp werden könnten, weil diese Lebensmittel genau in diesen Städten produziert werden und aufgrund der Straßenblockaden die Güter ihre Zielorte nicht erreichen können. Deswegen habe ich auch mit meiner Gastmama 8 Kilo Frischfleisch gekauft.
Morales kann momentan nicht wirklich mit einer Lösung aufarten. Er verurteilt die Ursupatoren und ruft zur Einheit auf, nach Beni wurden, um die Situation zu beruhigen, auch schon Soldaten geschickt. Zum allen Überfluss hat Morales gestern den Amerikanischen Botschafter als Unterstützer der Aufständischen, so wie er die Vetreter für mehr Autonomie nennt, des Landes verwiesen und ihm seinen Botschafterstatus entsagt. Heute haben dann auch prompt Ponchos Rojos, also MASisten (=Anhänger von Morales) vor der amerikanischen Botschaft in La Paz demonstriert.
Im Hochland, besonders in La Paz, ist alles ruhig. Die Situation im Santa Cruz ist angespannt, aber keinesfalls gefährlich. Das ist der Tenor meiner Mitarbeiter und der Nachrichten.
Während eines Meetings um die Handhabung zu Besprechen, was mit den Austauschschülern passieren wird, falls die Situation schlimmer wird, wurde klar, dass solche Situationen in den letzten Jahren öfter waren und somit kein Grund zur Hysterie besteht. Bis jetzt sind solche Proteste so schnell abgeflaut wie sie gekommen sind, und diese Probleme gehören zum Land.
Momentan ist es halt nur schwer, zu reisen, wegen der Straßensperren, aber die werden auch nicht ewig bestehen bleiben.
Mir geht es also gut und hier ist alles ruhig. Mich interessiert trotzdem ob und falls ja was in Deutschland berichtet wird.

Monday, September 8, 2008

Essen und Trinken

Jetzt werde ich mal ein bisschen was über das Essen und das Trinken hier in Bolivien schreiben. Entgegen aller Erwartungen, ernähren sich die Leute nicht nur von in Wasser schwimmenden Körnern =)

Das Essen ist sehr abwechselungsreich und sehr gut. Die Bolivianer an sich essen viel und gerne, und bei jeden Essen wird immer gefragt "quieres más?"" (willst du mehr) und ein nein nur mit Unglauben aufgenommen, so dass man mindestens noch zwei bis drei mal gefragt wird. Die meisten Essen haben drei Gänge, wobei die vorspeise meistens Suppe ist und es als Nachtisch obst oder Joghurt gibt.

Am meisten gegessen werden hier wohl Kartoffeln und reis, wobei es beide Sachen in allen Möglichen Formen und Farben (!) gibt. Vor allem bei den Kartoffeln ist eine unglaubliche Vielfältigkeit zu verzeichnen. so gibt es - je nachdem wer es einem erzählt, wohl zwischen 300 und 500 verschieden Kartoffelarten hier. Manche davon schmecken eigenartig, andere sehen garnicht aus wie Kartoffeln. Bis jetzt komm ich vielleicht auf 10 KArtoffelarten, die ich gegessen habe. Darunter waren aber rote, extrm süße und schwarze Kartoffeln, die ein bisschen eigenartig schmecken. Reis wird hier oft mit Käse vermischt, schmeckt auch sehr gut. Der Käse ist sehr gut, ob nun von Kuh, Schaf oder Lama =)

Dazu gibt viel Fleisch, meistens Hünchen. Bis jetzt hab ich erst einmal Schwein gegessen (chorizzo, aber ist keine Salami wie in Spanien) und an der Haut hingen noch Haare =) Zu jedem Gericht wird noch eine unglaublich scharfe Soße gereicht, die sich Yaqua nennt, und auch total gut schmeckt.

In La Paz gibt es als Spezialität noch Saltenas - mit Fleisch, Soße und bisscchen Gemüse gefüllte Teigtaschen.

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An unserem ersten Tag hat Claudia, eine meiner kolleginnen, mich gewarnt, die nicht unbedingt von jedem Stand zu essen, weil angeblich bei den ganz billigen Straßenständen statt Hünchen oder Rind auch mal Hund in die Saltena kommt.

Dazu gibt es hie meistens Cola, oder echt süße einheimische refrescos. Sowieso ist alles mit mehr Zucker, also dementsprechend süßer. Richtig geil sind aber frisch gepresste Obstsäfte, die man an jeder Straßenecke bei meist Indiofrauen für ein paar Bolivianos erstehen kann! onst gibt es viel Tee, wobei die beliebtesten Anis oder Cocatee sind. Gut ist auch Api, dessen hauptbestandteil eine lila, zermahlene Maissorte ist, die mit heißem Wasser aufgegossen und mit Zimt und Zucker abgerundet wird.

Von blogbilder

Naja, Körner gibt es hier auch, aber das sind dann meistens Maiskörner. Maisarten gibts hier auch mehere, auch lecker.

Ich werde auch mal ein paar Fotos von dem essen machen. Apropros essen, hab gleich Mittagspause =)

Monday, September 1, 2008

valle de la luna y lago titikaka

das erste wochenende liegt jetzt hinter mir, und glücklicherweise haben kai und ich die zeit genutzt um uns ein bisschen in bolivien umzusehen.

also, so ungefähr sah mein wochenende aus:

wir sind zum valle de la luna gefahren, was 20 minuten von la paz zentrum liegt. das valle de la luna, übersetzt mondtal, ist eine besondere felsanordnung, die sich über jahrhunderte durch wind, regen und erosion gebildet hat. das tal heisst so, weil geologen ihm eine ähnliche beschaffenheit von stein und aussehen wie der mondoberfläche nachsagen. im valle sind wir ein bisschen rumgelaufen. dabei sah es an einigen stellen so aus wie in den burrens in irland, da pflanzen aus steinritzen wuchsen. nebenbei sind wir durch den süden la paz's gefahren, der auch sehr schön ist. im süden wohnen die reichen (zona sur), hier unten ist es wirklich sehr schön.

samstag abends sind war ich auf meiner ersten feier. die sehen hier nicht anders aus als in deutschland, nur statt bier gibt es vor allem rum mit kola (es gab dort gar kein bier). war trotzdem sehr gut, viel getanzt und alles. meistens wird wohl hier reggaeton gespielt, und eine andere sünde, deren namen ich leider vergessen habe, aber der grundbeat im 4/4 takt drei auf einem waschbrett oder so geschlagene achtel, dann eine achtelpause, drei achtel, achtel pause usw....

sonntag sind wir mit kais familie dann zum titikakasee gefahren. auf dem weg dorthin auf der carretera ging es kilometerlang an den schneebdeckten cordilleras de los andes vorbei. sehr sehr geil, und sehr beeindruckend. genauso wie der see. wir hatten einen herrlichen tag erwischt, kein wölkchen am himmel. gegessen haben wir die spezialität (forelle - ausgesprochen lecker), und danach sind wir auf dem see kajak gefahren. an der stelle wo wir waren ist der see unglaublich klar und vor allem tiefblau. der riesige see und dahinter die kordilleren - ein unglaublicher anblick!

auf dem rückweg vom see konnten wir noch von el alto (also vom norden) kommend einen wunderschönen blick auf die stadt...

heute dann arbeiten - hab die bolivianer, die weg wollen erfasst und die abflugsdaten für die die jetzt am freitag fahren an de jeweiligen nationalbüros weitergeleitet. das ist übrigens meine aussicht von meinem arbeitsplatz =)

am freitag gehts zur verabschiedung der bolivianer die nach europa fliegen zum flughafen. wird bestimmt gut. so ich mach feierabend =)

Friday, August 29, 2008

Heute ist offiziell mein erster arbeitstag. Die letzten paar 
Tage haben wir damit verbracht, uns La Paz anzugucken. La Paz ist wirklich eine unglaubliche stadt. Erstens ist sie riesiggroß und total beeidruckend. Die Landschaft ist einzigartig, weil halt alles auf Bergen ist. Es ist schwer zu beschrieben, aber es ist einfach nur unglaublich zu sehen wie häuser auf einer felswand stehen. 
Das wette ist erstaunlich warm. Bis jetzt war es nur sonnig, und trotz der 3500 meter ist es nicht kalt, jedenfalls nicht in der sonne. Sobald man in den schatten geht, ist eine jacke aber schon angebracht. Sonst reicht ein t shirt oder ein pullover.
Das Stadtbild ist geprägt on halb fertigen häusern (wenn man in der bauphase ist, muss man weniger steuern hier zahlen, deswegen wird nichts fertig gebaut) und von indiofrauen die mit bunten kleidern und bowlerhüten durch die stadt laufen, und dabei in einer decke eingewickelt je nachdem ihre kinder oder ihre einkäufe so auf dem rücken tragen.
Der verkehr ist unglaublich chaotisch. Die taxen haben meistens keine anschnaller, und verkehrsschilder oder so was gibt es kaum. Ab und zu regelt mal ein polizist den verkehr, aber der wird nicht immer beachtet. In der ganzen stadt fahren taxis trufis und minibusse rum, die das hauptbeförderungsmittel darstellen. Eine taxifahrt kostet so um die 6 bolivianos, also vielleicht 50 cent. Gestern sind wir bus gefahren – unglaublich! Es ist schwer zu beschreiben, muss man mal gemacht haben. Ich muss mal gerade ein bisschen arbeiten. AFS Bolivien hat Probleme, Visa für deutschland zu bekommen – anscheinend machen beide Seiten bisschen stress. Deswegen muss ich eben mal die neuen Ankunftdaten an die Nationalbüros durchgeben =) Meine Chefin Pame ist total locker drauf, das wird echt witzig mit der. Sowieso sind alle Leute hier total herzlich und machen einem den Einstieg um einiges einfacher =) DAS Getränck bei der Arbeit ist außerdem: Tee - Cocatee

Von der kulinairschen Seite ist Bolivien auch umwerfend. Bis jetzt hat mein Bauch auch noch keine Probleme angemeldet. Aber zum Essen schreib ich später mehr

Monday, August 25, 2008

Bis in einem Jahr

So...gleich gehts los. 



Estoy en un otro mundo


Sooo….bin gerade in la paz angekommen, nach einer ungaublich langen und langweiligen reise. La paz ist einfach nur krass. Ich habe es zwar nur bei nacht gesehen, aber vom flughafen aus erstreckt sich die stadt über den gesamten talkessel und ist ein einziges lichtermeer. Ich bin wirklich total beeindruckt
Zur reise – der 12 stunden flug nach sao paulo war okay. Ich habe relativ viel geschlafen und von daher war es schon okay. Am flughafen in frnakfurt sind wir in einige olympiamannschaften gerannt, also vor allem die griechen und kroaten sind gerade nach hause geflogen. Andreas aus dortmund, der nach paraguay geht, haben uns in frankfurt verlaufen, sind zum falschen gate gegangen weil es da zwei flüge zur gleichen zeit zum gleichen ort gab. War aber egal. Außerdem wurde in meinem gepäck in frankfurt noch ein bohreraufsatz gefunden, der in ddorf übersehen worden war. Aber auch nicht weiter wild.

Heute morgen sind wir um fünf uhr ortszeit in sao paulo angekommen und hatten sage und schreibe 11 stunden aufenthalt.

Da der flughafen so weit außerhalb lag, hätte es noch nicht mal was gebracht in die stadt zu fahren. Deswegen, und um uns die nervige einreise und ausreise nach brasilien zu sparen, saßen wir die zeit in der grauzone terminal ab. Unglaublich langweilig, aber wenigstens gab es gutes essen. Mischa, der als austauschschüler schon in brasilien war und auch nach paraguay geht hat uns gesagt was gut ist - und es war wirklich gut. Leider habe ich die namen vergessen, aber es waren beides gefüllte teigtaschen mit irgendwas drin, dazu das nationalgetränk, dessen namen ich aber auch nicht mehr weiß.

Endlich um vier ging es weiter nach la paz, mit einer maschiene von aerosur die mit snoopy oder so bemalt worden ist. Schon ein etwas älteres modell, aber war okay. Im flugzeug gab es auch irgendwas eigenartiges zu essen, wobei bei kai das verfallsdaum abgeknibbelt war und auf meinem etikett der morgige tag angegeben war. Höchst eigenartig alles =)
In santa cruz musste wir durch die imigracion, nur um dann noch mal zwei stunden auf unseren anschlussflug nach la paz zu warten.
Am flughafen haben wir uns mit einer deutschen unterhalten, die seit 23 jahren hier lebt und uns so bisschen in die politische situation des landes eingeführt hat. Momentan ist nämlich sucre von der außenwelt abgeschnitten, weil die linksgerichteten MASisten und unterstützer von morales sich gegen die politik der präfektin von sucre (mitte rechts) wehren. Dabei hat sie uns erzählt, dass morales eigentlich von seinem vizepräsidenten und den 5 einflussreichsten ministern geleitet wird, die schlichtweg kommunisten sind. Ich fand es komisch, dass die deutshcen medien noch nichts über sucre berichtet haben, weil laut hiesiger nachrichtenlage die wasservorräte der stadt knapp werden und somit die lage schon kritisch ist. Ist eben auch ein teil südamerikas

Am flughafen wurden wir von afs abgeholt, total herzlich sind die leute. Man ist echt in einer komplett anderen welt hier.
Als wir durch die serpentienenartigen straßen gefahren sind, bin ich aus dem staunen nicht mehr herausgekommen. Wirklich unglaublich. Morgen bei tag wird es bestimmt auch super, obwohl natülich selbst bei der ersten fahrt im taxi die sozialen probleme hier sofort ins auge stechen.

Südamerika wartet echt mit überraschungen auf, deswegen bin ich auch mal gespannt was das jahr so bringen wird. Es wird auf jeden fall eine krasse erfahrung werden!
Hasta luego